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Interview mit Roland Gehrig

Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Mollis war das letzte Highlight des Mattners Roland Gehrig als technischer Leiter des Bernisch-kantonalen Schwingverbands (BKSV). Im Interview blickt er zurück auf das Fest und lässt auch seine Amtszeit Revue passieren.

Anzeiger Interlaken: Wie lautet Ihr Fazit nach dem Eidgenössischen Schwingfest im Glarnerland? Roland Gehrig: Das Ziel, den Königstitel zurück ins Bernbiet holen, haben wir nicht erreicht. Auch was die Anzahl Kränze angeht, liegen wir mit zwölf Kränzen unter den Erwartungen. Die Kranzabgabe war diesmal tief: Auf dem nächsten Rang, also ein Viertelpunkt hinter dem letzten Kranzrang, waren nochmals sechs Berner klassiert, die nun Pech hatten. Analysieren müssen wir vor allem den Fehlstart: Von 62 Berner Schwingern konnten nur gerade 15 den ersten Gang gewinnen. Doch unter dem Strich sehe ich auch Positives. Wir konnten uns während des Fest­verlaufs steigern. Wir stellen zwar nicht den König, aber mehrere Berner weit oben in der Rangliste.

Die Kampfrichterei gab viel zu reden. Sie haben gegen einen Entscheid auch Rekurs eingelegt … … darüber müssen wir nicht mehr diskutieren. Wir hatten das Glück nicht auf unserer Seite. Viele Entscheide waren gegen uns, das stimmt. Aber ich sagte immer: Für den Erfolg braucht es auch das nötige Quäntchen Glück. Nun gab es einige strittige Entscheide, die letztlich leider auch massgebend waren.

Kraft Ihres Amtes waren Sie in Mollis Mitglied des Einteilungsbüros. Wie haben Sie die Arbeit im Gremium erlebt? Ich hatte geahnt, dass es für uns Berner diesmal hart wird. Am Jubiläumsfest letztes Jahr im Appenzell gab es zwei Berner Festsieger. So hatten wir diesmal am ESAF einen schweren Stand.

Im Vorfeld hatten Sie die Perspektiven für die fünf teilnehmenden Athleten aus dem östlichen Oberland eingeschätzt. Sie alle kehrten ohne Kranz nach Hause. Eine Enttäuschung? Vor allem Reto Thöni und Leandro Nägeli hatte ich auf dem Radar. Besonders Nägeli lag mit seinem rabenschwarzen Sonntag – vier Niederlagen in vier Kämpfen – weit unter den Erwartungen. Thöni konnte vor drei Jahren um den Kranz schwingen, diesmal fiel er schon früh aus der Entscheidung. Von Luca Vögeli hätte ich auch ein wenig mehr erwartet. Paxton Grass und Melchior Huber konnten sicher wertvolle Erfahrungen sammeln.

Hinterlässt Ihr letztes grosses Fest als technischer Leiter einen faden Beigeschmack? Natürlich hätte ich lieber mit dem Königstitel aufgehört. Die Enttäuschung ist bei mir vorhanden, ebenso bei einigen Schwingern. Dennoch blicke ich zufrieden auf die letzten sechs Jahre zurück. Wir holten Festsiege am Kilchberger und am Jubiläumsfest, also an zwei eidgenössischen Anlässen. Am Unspunnenfest hatten wir einen Schlussgangteilnehmer, ebenso am ESAF 2022 in Pratteln, wo Matthias Aeschbacher den Königstitel nur knapp verpasst hatte. Ich darf mit Stolz zurücktreten.

Warum überhaupt der Rücktritt? Als TK-Leiter wurde ich jeweils für zwei Jahre gewählt. Dass man nach zwei eidgenössischen Schwingfesten, also nach sechs Jahren, das Amt weitergibt, gilt in unseren Kreisen als ungeschriebenes Gesetz. Wir haben einen würdigen Nachfolger gefunden. Es ist Zeit, Platz zu machen. Ein neuer Mann in dieser Funktion bringt auch neue Dynamik und Motivation mit.

Mit Ihrer Erfahrung wären Sie sicherlich auch in anderen Funktionen in der Schwingerszene gefragt. Ist ein nächstes Engagement für Sie denkbar? Zuerst mal ist Durchatmen und Pause angesagt. Nach ein paar Jahren bin ich vielleicht wieder für ein «Ämtli» bereit, wenn es Anfragen gibt. Aber sich nicht mehr im Ausmass wie das Amt des Berner TK-Leiters. Dem Schwingsport werde ich jedenfalls treu bleiben und sicher auch einige Schwingfeste besuchen.

https://bksv.esv.ch


Zur Person: Roland Gehrig (52) wurde 2019 zum technischen Leiter des Bernisch-kantonalen Schwingerverbands (BKSV) ernannt. Zuvor war der Forst- unternehmer technischer Leiter des Oberländer Gauverbands. Früher betreute er die Berner Nachwuchsschwinger. Der gebürtige Emmentaler wohnt seit rund 30 Jahren in Matten. Während seiner Aktivzeit als Schwinger holte er 45 Kränze, davon 1998 in Bern auch einen eidgenössischen.
18. September 2025

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