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Interview mit Lara Grunder

Die Bönigerin Lara Grunder spielt seit über 20 Jahren Fussball. In ihrer Funktion als Verantwortliche für Frauenfussball in der Sportkommission des FC Interlaken erzählt sie, wie sich die Fussball-EM in der Schweiz auf den regionalen Sport auswirkte.

Anzeiger Interlaken: Wie haben Sie persönlich die Fussball-EM der Frauen im eigenen Land miterlebt? Lara Grunder: Die EM löste eine grosse Euphorie aus. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer zu generieren war ein erklärtes Ziel, und dieses wurde erreicht: Lediglich zwei Spiele waren nicht ausverkauft. Ich selbst habe mir praktisch jedes Spiel im Fernseher angeschaut. Das Niveau des Frauenfussballs ist in den letzten zehn Jahren stark gestiegen. Das Spiel ist schneller und technisch hochstehender geworden.

Auch der FC Interlaken hatte am Rande mit der Fussball-EM zu tun. Erzählen Sie! Unsere Sportanlage wurde von der Uefa als Trainings- und Gastgeberstätte für ein Team in Betracht gezogen. Vertreterinnen und Vertreter der Uefa untersuchten die ganze Lanzenen auf Herz und Nieren. Ich weiss beispielsweise noch, wie ein Mann im strömenden Regen die Wurzeln der Grashalme auf dem Fussballplatz untersucht hat. Da ich verschiedene Sprachen spreche und im Verein für die Frauen zuständig bin, war ich in diesem Prozess quasi die lokale Projektleiterin.

Letztlich wurde die Lanzenen nicht ausgewählt. Weshalb? Das wurde uns nicht gesagt, wir erhielten einfach eine schriftliche Absage. Ich kann mir vorstellen, dass es mit der Hotellerie zusammenhängt. Die EM fand in der Hochsaison statt. Man hätte Zimmer bis nach dem Finalspiel reservieren müssen, was wohl eine Herausforderung darstellte neben dem Tourismusgeschäft.

Sie haben die Euphorie erwähnt, die die Europameisterschaft in der Schweiz ausgelöst hat. War das auch beim FC Interlaken spürbar? Tatsächlich haben wir schon vor einigen Jahren Überlegungen angestellt, wie unser Verein im Zug der EM profitieren könnte. Wir organisierten Mädchen-Schnuppertrainings, besonders das letzte Ferienpass-­Angebot war sehr beliebt: Von 40 Teilnehmerinnen konnten wir 28 «behalten», und diese brachten ihrerseits Freundinnen mit. 2024 fand in Interlaken auch das erste Streetsoccer-Turnier für Mädchen statt, in Zusammenarbeit mit der offenen Kinder- und Jugendarbeit Region Jungfrau (OKJA). Das Turnier war ein grosser Erfolg, weshalb wir in diesem Jahr eine zweite Ausgabe organisierten. Unter den Zuschauern auf dem Areal der Sekundarschule Interlaken waren übrigens auch viele Jungs.

Haben Sie die Faszination der Fussball-EM auch bei den jungen Mädchen festgestellt? Absolut. Es war schon cool, Mädchen in «Wälti»-Trikots spielen zu sehen. Sichtbare Vorbilder sind für unsere Nachwuchsarbeit sehr wichtig. Dass man die Frauen mal in den grössten Stadien der Schweiz spielen sieht, motiviert die Jüngsten zusätzlich.

Wie präsentiert sich die Mädchen-Nachwuchssituation beim FC Inter­laken? Die Mädchen spielen in drei Kategorien: FF11, FF14 und FF17, wobei die Zahl jeweils für das maximale Alter steht. In der jüngsten Kategorie haben wir derzeit neun Mädchen. In der mittleren Kategorie können wir im Sommer 2026 eventuell schon ein eigenes Mädchenteam melden. In der ältesten Kategorie sind es zwischen sechs und 14 Mädchen, wobei die Älteren möglichst bald in das 4.-Liga-Team eingebunden werden. Eigene Juniorinnen-Teams sind aktuell keine gemeldet, aber wir sind auf gutem Weg dazu. In unserer Garderobe hängt noch immer das Teamfoto aus dem Jahr 2008 – das war das letzte Mal, dass wir eigene Juniorinnen hatten.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem FC Rothorn und der SV Meiringen? Sehr gut. Gemeinsam stellen wir zwei Aktivteams, je eines in der 2. und 4. Liga. Am Montagabend trainieren wir jeweils nebeneinander in Meiringen. Auf Juniorinnen-Stufe arbeitet jeder Verein vorläufig noch selbständig, doch auch hier gibt es die Möglichkeit der gegenseitigen Aushilfe, etwa um Teams für Turniere aufzufüllen.

www.fcinterlaken.ch
30. Oktober 2025

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