Anna Lienhardt hat den mutigen Schritt gewagt, ihrer akademischen Laufbahn den Rücken zu kehren und sich ihrer wahren Leidenschaft, der Schauspielerei, zu widmen. Von Unterseen nach Berlin – dieser Weg führte sie in eine pulsierende und kreative Metropole, in der sie sich neuen Herausforderungen stellte. Mit ihrem Liederprogramm porträtiert sie das menschliche Dasein auf unterschiedliche Weise. Nun tritt sie im Stadtkeller Unterseen auf.
Anzeiger Interlaken: Anna Lienhardt, neben der Schauspielerei ist die Musik eine weitere Leidenschaft. Wie kam es dazu? Anna Lienhardt: Als «Anna Löwenherz» schreibe und komponiere ich eigene Lieder und bin gerade dabei, mein Debütalbum zu veröffentlichen. Dank einem sehr erfolgreichen Crowdfunding konnte ich letztes Jahr den Traum von der eigenen CD umsetzen.
Und bald sind Sie zurück in Ihrer alten Heimat … Am 15. Februar trete ich im Stadtkeller Unterseen zum ersten Mal mit meinem Liederprogramm auf: «Melodien vom Mensch sein». Der Abend ist eine Premiere und CD-Taufe zugleich. In meinen Liedern erzähle ich von Einsamkeit, Depression und Hoffnung und singe vom Lachen und Weinen, vom Wagen und Scheitern und von neuem Mut.
Anna Lienhardt, Sie haben ein Studium in Islamwissenschaft abgeschlossen, sind dann aber einen völlig anderen Weg eingeschlagen. Was hat Sie dazu bewogen, sich der Schauspielerei zu widmen? Es war ein mutiger Schritt, aber schon als Kind liebte ich es, Theater zu spielen, und schliesslich habe ich diesen Traum einfach umgesetzt.
Und wie war es, von Unterseen ins pulsierende Berlin zu ziehen? Das klingt nach einem riesigen Sprung. Es war ein grosses Abenteuer und ehrlich gesagt auch ein Kulturschock. Die deutsche Sprache verleitet einen zu denken, dass alles ähnlich ist, wie in der Schweiz, aber tatsächlich ist vieles ganz anders. Aber ich habe es sehr genossen, die unendlichen Möglichkeiten einer Grossstadt direkt vor der Haustür zu haben.
Ihr Schweizer Akzent – Fluch oder Segen in Ihrer Karriere? Ich habe tatsächlich inzwischen keinen Akzent mehr. Aber am Anfang habe ich schon öfter «Du klingst ja süss» gehört.
Ihr Kabarettprogramm beleuchtet die kulturellen Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland. Wie kam diese Idee zustande? Ich bin mehrmals pro Jahr zwischen der Schweiz und Deutschland hin und her gefahren und die Ideen sind mir überall im Alltag begegnet, beim Zugfahren, auf der Strasse, beim Einkaufen, überall wo man Menschen begegnet. Beim Liederprogramm verhält es sich ähnlich, wobei viele meiner Lieder auch meine eigene innere Gefühlswelt porträtieren und sehr tiefgründig sind.
Welche Unterschiede in der Mentalität zwischen Schweizern und Deutschen fallen Ihnen heute besonders auf? Deutsche haben eine direkte Art, die von Schweizern oft als «arrogant» empfunden wird. Eigentlich ist es nur eine andere Kommunikationsweise. Schweizer sind gelassener und fühlen sich durch die Direktheit der Deutschen oft überfahren. Die Deutschen finden die Schweizer hingegen nett, wohl wegen des entspannten Tempos.
Was inspiriert Sie bei der Entwicklung solcher Programme? Bei der Entwicklung von Programmen ist meine Inspiration das Leben selbst. Schauspiel und Musik erlauben mir, künstlerisch auszudrücken, was mich tief im Inneren bewegt, und so andere Menschen zu berühren.
Gibt es etwas, das Sie in Berlin besonders vermissen, wenn Sie an die Schweiz denken? Die schöne, intensive Natur hat mir in Berlin sehr gefehlt, und deshalb bin ich letztes Jahr, nach über 11 Jahren Berlin, wieder zurück in die alte Heimat gezogen. Ich wohne jetzt wieder auf dem Bödeli.
Sie treten bald im Stadtkeller in Unterseen auf. Worauf freuen Sie sich besonders? Ich freue mich, nach Kabarett nun auch meine Musik zu teilen. Mit meinen Liedern möchte ich Menschen berühren und inspirieren, ihre Träume zu leben und Mut zu finden, sich nicht hinter Masken oder dem Alltag zu verstecken, sondern sich offen zu fragen, was sie wirklich vom Leben wollen.
Was bedeutet für Sie heute Heimat – Berlin, Unterseen oder vielleicht beides? Heimat war immer das Berner Oberland. Hier bin ich aufgewachsen und hier lebt meine Familie. In Berlin bin ich heimisch geworden und werde auch immer wieder hinfahren. Aber meine Wurzeln sind auf dem Bödeli, umso schöner ist es, nach über einem Jahrzehnt Berlin wieder hier zu sein.
www.annalienhardt.com13. Februar 2025