Er bringt als Komiker Stöff mit Augenzwinkern und einer Prise Schalk das Publikum nicht nur zum Lachen, sondern gleich in die beste gesundheitliche Verfassung. Ob als schlitzohriger Knecht, vom Pech verfolgter Velofahrer, als leidgeplagter Pilot oder feuerfester Feuerwehrmann – seine Figuren sind echte Unikate und ein Garant für Lachmuskeltraining vom Feinsten. «Stöff» ist vom Bödeli über die Lütschinentäler bis ins Haslital an Anlässen anzutreffen.
Anzeiger Interlaken: Wenn ein herzhaftes Lachen über 80 Muskeln bewegt – wie viele davon fühlen Sie als Künstler, wenn das Publikum laut losprustet? Stefan Baur: Da werden definitiv einige Muskeln beansprucht, nicht nur beim Publikum, sondern auch bei mir! Meine Auftritte leben ja nicht nur vom Wortwitz, sondern auch von der Mimik, der Gestik und den kleinen Feinheiten. Es ist ein wunderbarer Austausch von Energie, bei dem ich selbst das Gefühl habe, mitten im Geschehen zu stehen.
Ihre Figuren, Knecht, Velofahrer, Feuerwehrmann und Pilot, bewegen sich oft am Rande des Wahnsinns. Was verraten sie über die Gesellschaft, in der wir leben? Die Rollen zeigen natürlich schonungslos die Schwächen der jeweiligen Figur, und natürlich erkennen sich gewisse Personen oder andere wieder darin. Es geht aber nicht darum, jemanden blosszustellen, sondern die menschlichen Eigenheiten liebevoll auf die Schippe zu nehmen. Humor ist eine feine Art, den Spiegel vorzuhalten, ohne zu verletzen.
Der Pechvogel auf dem Fahrrad und der Knecht auf dem Markt – sind das Spiegelbilder von uns allen, die mit Humor durch den Alltag stolpern? Bestimmt. Die Geschichten sind aus dem Leben gegriffen, nur etwas übertrieben dargestellt. Viele Leute erkennen sich darin wieder – und das ist der Moment, in dem Humor verbindet.
Gibt es Momente auf der Bühne, in denen sich Komik und Tragik so sehr vermischen, dass selbst Sie nicht wissen, ob Sie lachen oder nachdenken sollen? Während des Auftritts passiert das selten, aber es gibt tatsächlich solche Momente danach. Denn der Chnächt, der Velofahrer, der Pilot und der Feuerwehrmann begegnen in ihren Geschichten anderen Figuren, in denen sich manche Zuschauer sehen und damit unwissentlich von mir «angekickt» werden.
Sie spielen mit Pech und Glück, mit Triumph und Scheitern. Gibt es eine Grenze, wo der Humor für Sie aufhört? Das liegt im Auge des Betrachters, denn jeder Mensch setzt sich seine Grenzen individuell und nach seinem Empfinden. Genau dort liegt auch die Schwierigkeit zu entscheiden, wie weit man gehen darf.
Ihre humoristische Karriere begann 1999. Was passierte damals? Im November 1999 fand in Thun die erste Neuland-Ausstellung statt, und die Veranstalter wollten mit diversen Programmpunkten Besucher gewinnen. Also wurde ein Talentwettbewerb ausgeschrieben für Musik, Komik und so weiter. Da ich schon an privaten Anlässen einige Kurzauftritte hatte, meinte meine Frau, ich solle es doch einfach versuchen. Ich besorgte mir ein Kostüm, stellte eine kurze Geschichte – bereits als «Chnächt» – zusammen und meldete mich an. Für mich völlig unerwartet, durfte ich diesen Wettbewerb gewinnen und bekam nach diesem Anlass bereits die ersten Anfragen für weitere Auftritte.
Und wie hat sich «Stöff» seither entwickelt? Der Zufall wollte es, dass in dieser Zeit ein Freund eine IT-Ausbildung machte und mir anbot, als Projekt eine Webseite zu erstellen. Mit grossem Erstaunen stellten wir fest, dass die Webadresse komiker.ch noch zu haben war, und damit erzielte ich auch immer mehr Anfragen und erweiterte mein Programm mit weiteren Rollen.
Wie sieht es 2025 aus? Gibt es neue Projekte? Es gibt bereits mehrere Engagements im Laufe des Jahres und ich freu mich einfach über jede weitere Anfrage fürs persönliche Bauchmuskeltraining. Ob ich noch einen Antrag zur Anerkennung bei den Krankenkassen mache, steht noch nicht fest (schmunzelt).
www.komiker.ch27. Februar 2025