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Interview mit Alicia Schär

Im malerischen Stedtli in Unterseen verbirgt sich eine kleine, aber besondere Welt aus Seide, Spitze und Farben. Hier entwirft Alicia Schär handgefertigte Dessous – jedes Stück ein Unikat, jedes Detail mit Sorgfalt und Stil gestaltet. Mit ihrer Leidenschaft für Design und einem untrüglichen Gespür für Stil hat sich Alicia Schär einen Namen gemacht. Sie spricht über Spitzen, Schnitte und Stilgeheimnisse.

Was macht Ihrer Meinung nach die Magie massgeschneiderter Dessous aus? Alicia Schär: Es ist die Einzigartigkeit, die Möglichkeit auf die Kundenwünsche und Bedürfnisse einzugehen. Frau kann, aus einer mittlerweile grossen Auswahl an Spitzen, Stoffen, Wäschegummis, Trägern, Dekorationen und Farben ihren eigenen BH zusammenstellen. Herausforderungen bringen mich stets weiter. Oft entstehen daraus neue Ideen und Muster. So lerne ich immer wieder dazu. Manchmal braucht es etwas Zeit zur Reflektion, und plötzlich habe ich eine Lösung.

Sie schneidern bereits einige Jahre. Ist Ihr Handwerk gefragt? Ich habe Herren- und Industrieschneiderin im Kleider Schild ­gelernt. Gerne schneiderte ich für meine Familie und mich. Im Jahr 2018 begann ich, nach einem zweitägigen BH-Nähkurs für mich zu nähen. Bald bekam ich die ersten Bestellungen und Aufträge. Daraus entstand mein heutiges Lingerie-Atelier.

Das tönt nach einem durchdachten Businessplan … Es war nicht mein Plan, es war eher ein Geschenk. «Es ist dir in den Schoss gefallen», hat mir einmal eine liebe Kollegin gesagt. Inzwischen weiss ich, wie viele Frauen meine Arbeit wertschätzen und froh sind, dass ich Lingerie nähe. Gerne nehme ich mir Zeit für ein persönliches Gespräch in meiner mit viel Liebe eingerichteten Beratungsecke. Mir ist es sehr wichtig, auf die Wünsche und Bedürfnisse meiner Kundinnen einzugehen.

Was gab den Impuls, Lingerie zu schneidern? Selbst hatte ich Mühe, gut passende Unterwäsche zu finden. Oft verliess ich die Läden mit einem Kompromiss. Jetzt weiss ich, dass ich die Möglichkeit habe, angepasste Lingerie zu nähen, die meinen Wünschen und denen der Kundinnen entspricht.

Gibt es eine Geschichte aus Ihrem neuen Atelier, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist? Es besuchte mich eine Frau im Laden. «Ich habe eine etwas besondere Frage», meinte sie. Im Urlaub hatte sie einen Büstenhalter gefunden, der ihr besonders gut gefiel. Da sie aber Brustkrebs hatte und eine Brust entfernen lassen musste, konnte sie diesen nicht tragen. Ich bot ihr an, ein ­Futter hineinzunähen, um die Prothese zu fixieren. Kurze Zeit später durfte ich ihr ihn anprobieren. Er passte super! Das hat sie so gefreut und mich natürlich auch. Wie schön ist es doch, manchmal auch jemandem so helfen zu können.

Annabelle, Schweizer Illustrierte, Migros-Magazin, alle habe schon über Sie berichtet, haben die Frauen anschliessend Ihr ­Geschäft eingerannt? Nach dem Erscheinen des viel gelesenen Migros-Magazins, wurde ich geradezu überrannt mit Aufträgen. Es gab Wartezeiten bis vier Monate. Zuerst war es nicht einfach, damit umzu­gehen. Ich hatte geradezu ein schlechtes Gewissen, dass die Kundinnen so lange warten mussten. Eine liebe Kollegin erklärte mir: «Wenn du zu einem guten Arzt möchtest, musst du manchmal auch lange ­warten. Das ist überhaupt nichts Negatives, im Gegenteil.» Diese Aussage hat mir sehr geholfen, besser damit umzugehen. Speziell zu erwähnen ist, dass meine Kundinnen kein Problem mit der Wartezeit hatten.

Welche Rolle spielen individuelle Kundenwünsche in Ihrem kreativen Prozess? An diesen Herausforderungen lerne und wachse ich. Meist profitieren später auch andere davon.

Welche Pläne und Visionen haben Sie für Ihr Atelier in der Zukunft? Ich wünsche mir, weiterhin immer wieder neue Ideen zu haben und tolle Materialien verarbeiten zu dürfen. St. Galler Stickereien und Spitzen lassen mein Herz höher schlagen. Ich hoffe ganz fest, dass kleine Geschäfte wieder mehr geschätzt und unterstützt werden. Handwerk zu erhalten, ist etwas sehr Wertvolles. Ich freue mich über viele schöne Begegnungen. Meinen treuen Kundinnen möchte ich von ganzen Herzen danken. Sie sind es, die mir ermöglichen, weiterhin meinen Traum zu leben.

www.naehatelier-alicia.ch
13. März 2025

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