Bild: zvg

Interview mit Adolf Zobrist

«Ich stehe gern seitwärts und kommuniziere mit anderen.» – Alphornist Adolf Zobrist über seine Leidenschaft für Alphorn und Büchel, Festivalauftritte und musikalische Grenzgänge.

Wie und wann haben Sie Ihre Leidenschaft für das Alphorn entdeckt – und wer hatte den entscheidenden Einfluss? Adolf Zobrist: Daheim in der Familie. Ich bin in Ringgenberg aufgewachsen in einer sehr volkstümlichen Familie: «Dr Ätti» spielte Alphorn, die Mutter jodelte. So kam ich früh in Kontakt mit dieser Musik. «Dr Ätti» brachte meinem Bruder und mir das Alphornspielen bei. Parallel besuchte ich in Ringgenberg den Jungbläserkurs: ich Klarinette, «dr Brüetsch» Trompete. Später war ich sehr intensiv mit Blasmusik unterwegs: Militärmusik, Dirigentenausbildung, eine Brassband geleitet. In dieser Zeit geriet das eigene Musizieren etwas in den Hintergrund. Vor gut 20 Jahren, als ich das Dirigieren abgab, habe ich wieder angefangen, Alphorn und Büchel zu spielen – und mein Feuer dafür ist frisch entflammt.

Was fasziniert Sie an Alphorn und Büchel – und worin unterscheiden sie sich? Es ist die Einfachheit: ein Holzrohr, unverändert seit Jahrhunderten. Der Büchel ist im Gegensatz zum Alphorn zweimal gebogen und klingt dadurch heller, fast fanfarenartig. Das Alphorn ist 3,5 Meter lang und erklingt getragen, der Büchel ist kürzer und frecher im Ton. Spannend ist, mit diesen einfachen Instrumenten nicht nur Traditionelles zu spielen, sondern auch Neues auszuprobieren, ob mit einer Rockband oder einem Organisten in einer Kirche. Ich konzentriere mich nun auf diese zwei Instrumente und auf Begegnungen mit anderen Stilrichtungen. Bildhaft gesprochen komme ich mir vor wie eine Kuh, die nicht mitten auf der Wiese steht, sondern am Hag grast und mit anderen kommuniziert. Ein musikalischer Grenzgänger, inspiriert etwa von Hubert von Goisern oder Christine Lauterburg.

Mit Ihrem Projekt alphorn.next kombinieren Sie Alphorn mit Rock, Didgeridoo oder Schlagzeug. Welche Rolle spielen da die Auftrittsorte? Das Projekt habe ich mit meinem Bruder gestartet, der Didgeridoo spielt. Im Moment ist es etwas im Hintergrund, wir haben zu wenig Zeit, es zu pflegen. Aber die Idee bleibt: Alphornklänge mit anderen Kulturen und Instrumenten verbinden. Grundsätzlich ist jeder Ort, an dem ich spiele, für mich ein Klanggarten. Ob der Marktplatz Interlaken, das Hinterburgseeli oder der Bergfels: Jeder Klangraum gibt dem Ton seine eigene Antwort. Mal trägt er weit, bleibt hängen oder reflektiert die Wand. Diesen Dialog mit der Umgebung zu erforschen, ist ein Teil meiner Faszination.

Welche Auftritte sind Ihnen besonders in ­Erinnerung geblieben? Seit 2011 eröffne ich gemeinsam mit meinem Bruder, seinem Sohn und der Alphorngruppe Jungfrau jedes Jahr das Greenfield Festival – ein einzigartiges Erlebnis. Wir schlagen dort eine Brücke zwischen Alphorn und Rock, spielen traditionelle Stücke, aber auch Covers wie etwa «Numb» von Linkin Park. Unvergesslich war auch der Auftritt am ESC in Basel vor 30’000 Menschen – mit Keyboard, Bassgeige, Schwyzerörgeli, Jodlerin und zwölf Alphörnern. Und dann gibt es diese stillen Momente: Am Hinterburgseeli zu spielen, beschert mir immer noch Hühnerhaut.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Mir ist wichtig, dass der Klang der Instrumente mit den traditionellen Melodien Bestand hat und man wertschätzt und weiss, woher alles kommt. Gleichzeitig will ich zeigen, dass man mit ihnen auch Unerwartetes spielen kann. Dieses Spektrum möchte ich noch mehr ausreizen.

Gibt es einen Ort, von dem Sie träumen, einmal zu spielen? Ja – mehrere sogar: beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und in der Elbphilharmonie. Und faszinierend wäre es, den Büchel aus dem Eigerfenster zu spielen, oder auf dem Eiffelturm oder am Creux du Vent. Träumen darf man ja. (lacht)

Sie arbeiten Vollzeit als Bundesangestellter. Wie passt das zusammen? Ich arbeite im Bundesamt für Energie und untersuche, grob gesagt, unsere individuelle Mobilität auf ihre Energieeffizienz. Das ist ein spannender Job. Die Musik ist mein Ausgleich und meine ­Passion.

Zur Person: Adolf Zobrist, geboren 1965 in Ringgenberg, entdeckte früh seine Leidenschaft für Musik: Die Mutter jodelte, dr Ätti brachte ihm und seinem Bruder das Alphornspiel bei. Parallel erlernte er Klarinette, sammelte Erfahrung in der Militärmusik und leitete mehrere Blasorchester, darunter die Musikgesellschaft Därstetten und das Spiel Geb Inf Rgt 17. Bekannt wurde er als Teil des Alphorn-Trios Zobrist sowie durch zahlreiche Auftritte im In- und Ausland, darunter das Greenfield Festival und Brauchtumswochen. Heute konzentriert er sich auf Alphorn und Büchel, leitet Kurse und experimentiert mit neuen Klängen, u. a. im Projekt alphorn.next. Mit seiner Frau lebt er seit zwei Jahren auf der Axalp bei Brienz. Als Fachspezialist widmet er sich auf Bundesebene diversen Fragen zur Energieeffizienz im individuellen Verkehr. Mehr Infos und Auftritte: www.alphornist.ch.

14. August 2025

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