Wachtmeister Studer ermittelt. (Bild: zvg)
Unterhaltung – Wenn in Grindelwald Theater gespielt wird, dann nicht im klassischen Saal, sondern mitten im Dorf, zwischen Bergen, Hotels und Ladenlokalen. Dorthin reist das Schauspiel Bern mit seinem mobilen Format und hat diesmal einen Stoff im Gepäck, der so düster wie menschlich ist.
Mit «Wachtmeister Studer» bringt das Schauspiel Bern im Format «Schauspiel mobil» Friedrich Glausers Krimiklassiker am 29. August nach Grindelwald. Gespielt wird auf dem Dorfplatz beim Mammut Store, Türöffnung ist um 19.30 Uhr. Bei schlechtem Wetter wird die Aufführung auf den 14. September verschoben. In der Spielzeit 2021/22 hat die Schauspielleitung das Format «Schauspiel mobil» gegründet, und mittlerweile gibt es ein kleines Repertoire und eine eigentliche Erfolgsgeschichte, schreiben die Bühnen Bern in einer Mitteilung. «Der talentierte Mr. Ripley» eröffnete das Format, reiste seit der Premiere im September 2021 bereits an über 25 Orte zwischen Aarau, Meikirch und Grindelwald und ist immer noch unterwegs. Nun wird Wachtmeister Studer in Grindelwald auf dem Dorfplatz beim Mammut Store ermitteln. An der Dorfstrasse, zwischen Raiffeisenbank, Outdoor Interlaken und Coop. «Hier wurde schon ‹Der Goalie bin ig› von Pedro Lenz aufgeführt», sagt Hans Graf von Graf Sport, der neben Reisen auch kulturelle Anlässe organisiert, etwa das Eiger Music Fest oder Top Taste of Grindelwald. Rund 70 Eintritte wurden damals gezählt, die Performance des Schauspielers sei grossartig gewesen, erinnert sich Hans Graf.
Mitfühlen mit Verwundbaren
Die Handlung: Wachtmeister Studer von der Kantonspolizei besucht den verhafteten Erwin Schlumpf in seiner Zelle. Schlumpf, beschuldigt, den wohlhabenden Wendelin Witschi ermordet zu haben, hängt bereits an den Gitterstäben, leblos. In letzter Sekunde gelingt es Studer, ihn zu retten. Doch Zweifel bleiben: Studer glaubt nicht an Schlumpfs Schuld. Während das Dorf den Fall schon abgeschlossen wähnt, beginnt der Wachtmeister, Fragen zu stellen. Und bald stösst er auf Mauern des Schweigens, auf Abgründe einer Gemeinschaft, die mehr zu verbergen hat, als sie zugibt. Chefdramaturgin Felicitas Zürcher sagt dazu: «Die Dringlichkeit, mit der Glauser uns die randständigen Figuren ins Herz schreibt, Glausers Blick in die Funktionsweise einer geschlossenen Gesellschaft ist bestechend, genau und trotzdem humorvoll und zugewandt.» Und weiter: «Dass es in jeder Gesellschaft die oben und die unten gibt, die innen und die aussen. Und dass es die Verwundbarsten sind, mit denen wir mitfühlen.» Krimifans, so Zürcher, sollten diesen Abend ebenso wenig verpassen wie Menschen, die Freude an präzis gezeichneten Figuren haben. Und wenn der Stoff nicht in Grindelwald gespielt würde? «In einer Schrebergartensiedlung hinter der Autobahn», sagt sie, halb ernst, halb schmunzelnd. So oder so: Ende August wird Grindelwald zum Schauplatz eines Theaterabends, der die Bergidylle mit einem Hauch von Krimispannung durchzieht. Hinter der Fassade eines Dorfes tun sich Abgründe auf, und ein Wachtmeister, der nicht locker lässt, bringt sie ans Licht.
www.grafgrindelwald.ch/de/event28. August 2025