Tiefschnee, handgefertigte Snowboards und eine ordentliche Portion Leidenschaft – Reto Neiger aus Meiringen hat mit Zen-Snowboards eine Marke geschaffen, die Fahrgefühl mit Philosophie verbindet. Er erzählt, warum das Haslital der beste Spielplatz für seine Ideen ist, was ein gutes Board wirklich ausmacht und warum auch Profis mit seinen Brettern fahren.
Anzeiger Interlaken: 2010 sind Sie mit ihrem Unternehmen Zen Snowboards gestartet, wie sieht es 15 Jahre später aus? Reto Neiger: Wir sind professioneller geworden. Mittlerweile fahren Pro Rider wie der Australier Valentino Guseli oder die Snowboardlegende Terje Håkonsen unsere Boards. Das bringt extrem hohe Anforderungen mit sich – unsere Lernkurve war entsprechend steil. Aber auch in unseren Workshops für Individualisten zeigt sich: Wer einmal auf einem massgeschneiderten Board fährt, will nichts anderes mehr.
Was war denn der Grund, weshalb Sie mit dem Snowboardbau begonnen haben? Meiner Meinung nach hat die Qualität von Snowboards in den letzten 20 Jahren spürbar nachgelassen. Mit dem Ziel, dass die Kunden die Boards in kürzeren Intervallen ersetzen. Dem wollte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten entgegenhalten.
Der Name Zen klingt nach mehr als nur Snowboarden. Was steckt dahinter? Das Logo zeigt eine Pfeilform, inspiriert von japanischen Zen-Bogenschützen – ein Symbol für den direkten Weg, Geist ohne Ablenkung, den Fokus auf das Wesentliche.
Ihre Werkstatt in Meiringen ist nicht nur Produktionsstätte, sondern auch ein Ort, an dem sich Leute ihr eigenes Snowboard selbst bauen können. Wie läuft so ein Workshop ab? Etwa drei Wochen vorher besprechen wir in einem Telefonat die Wünsche der Teilnehmenden – Shape, Flex, Grafiken. In der Werkstatt geht es dann ans Handwerk: Holz schichten, laminieren, pressen. Jeder Arbeitsschritt ist so konzipiert, dass er mit minimalem handwerklichem Geschick gelingt. Am Ende übernimmt unser Spezialistenteam den finalen Steinschliff für den perfekten Belag.
Wie geht es weiter? Dann beginnt das eigentliche Abenteuer: Die Teilnehmenden testen ihr Board auf dem Berg – und erleben den Unterschied hautnah.
Valentino Guseli, X-Games Medaillengewinner und Weltcupfahrer, bestreitet seine Wettkämpfe auf Zen-Snowboards. Was bedeutet das für den Snowboardbau? Während in den Workshops individuelle Boards für leidenschaftliche Rider entstehen, setzen auch die weltbesten Snowboarder auf Zen Snowboards – eine besondere Bestätigung für unsere Qualität. Der Unterschied zwischen einem talentierten Fahrer und einem absoluten Weltklasse-Athleten ist enorm. Die Belastungen in der Halfpipe sind gewaltig. Seitdem Valentino und Terje unsere Boards fahren, haben wir uns noch einmal weiterentwickelt – das erfüllt uns mit Stolz.
Sie arbeiten auch mit der Snowboard-Legenden wie Terje Håkonsen zusammen. Wie kam es zu dieser Kooperation? Terje ist nicht nur eine Legende, sondern ein echter Visionär, der sich immer weiterentwickelt. Wir haben uns bei einem Banked Slalom kennengelernt, philosophiert, gefachsimpelt – und irgendwann stand er auf einem unserer Boards. Mittlerweile haben wir zwei eigene Kollektionen für ihn gebaut.
Wie sehen die mittelfristigen Pläne für Zen Snowboards aus? Immer weiter tüfteln, immer neue Ideen ausprobieren. Snowboarden verändert sich, Materialien werden besser, Shapes entwickeln sich weiter – und ich will da vorne mit dabei sein. Und natürlich freue ich mich darauf, noch viele Menschen mit meinen Boards und Workshops zu begeistern und glücklich zu machen.
Am Hasliberg sind Sie aufgewachsen, Sie sind wieder hier heimisch und regelmässig auf dem Berg beim Snowboarden anzutreffen. Wie beeinflusst diese Umgebung Ihre Arbeit? Die Balance zur Arbeit finde ich beim Snowboarden immer noch, auch mit meinen 50 Jahren. Die Berge hier sind meine Muse und mein Testlabor. Jedes Board wird hier entwickelt und getestet – auf den Hängen, die ich seit meiner Kindheit kenne. Ich baue hauptsächlich Boards für die Schweiz, das ist mein Kerngeschäft.
Zum Abschluss: Was bedeutet für Sie persönlich «Zen» beim Snowboarden? Wenn alles stimmt – der Schnee, die Linie, das Board – und man einfach fährt, ohne nachzudenken. Kein Stress, kein Druck, nur dieser perfekte Moment. Das ist Zen. »
www.zensnow.com06. März 2025