Startbereit: Luca Michel als Robin Hood und mit ihm das 80-köpfige Ensemble. (Bild: Barbara Marty)
Freilichttheater – Am 26. Juli kehrt Robin Hood auf die Bühne der Tell-Freilichtspiele zurück. Im Gespräch mit dem Titelhelden Luca Michel und der Projektleiterin Melanie Michel.
Luca Michel verwandelt sich auch heuer in Robin Hood, und der Wald am kleinen Rugen wird zum Sherwood Forest. «Ich bin in Matten aufgewachsen, es hält mich hier, und ich bin gern ein Teil davon», sagt der 25-Jährige, der zum zweiten Mal die Titelrolle verkörpert. Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Sommer geht das Freilichttheater auf dem Tellspiel-Areal in eine zweite Saison.
Für ihn ist es mehr als eine Rolle. Schon mit zwölf Jahren stand er erstmals im Tellspiel-Ensemble auf der Bühne. «Damals kam ich über eine Schulkollegin dazu. Bald hatte ich meine erste kleine Sprechrolle.» Auch später blieb er dem Freilichttheater treu, spielte im Ballenberg und erlebte, wie sich das Tellspiel-Areal wandelte. Dass er erneut als Robin Hood besetzt wurde, war keine Selbstverständlichkeit. «Auch für die zweite Saison gab es ein reguläres Casting. Ich bin sehr dankbar, dass es wieder gepasst hat.» Besonders schätzt er die Vielschichtigkeit der Figur: «Robin Hood macht das Richtige und ist doch ein Gesetzloser – nicht für Ruhm, sondern fürs Volk.» «Wir konnten nochmals verfeinern, eigene Wünsche einbringen», sagt die Projektleiterin Melanie Michel, selbst Teil des Stücks: «Ich spiele Robin Hoods Amme Mina– wir heissen im echten Leben zwar beide Michel, sind aber nicht verwandt.» Für die laufende Saison sei das Niveau nochmals gestiegen: «Viele junge, talentierte Leute, ein starkes Ensemble, taufrische Stimmung.» Die künstlerische Leitung liegt erneut bei Tiziana Sarro und Klemens J. Brysch. Sarro prägt das Projekt seit 2023 und verabschiedet sich mit dieser Saison. 2026 soll unter neuer Leitung wieder ein traditioneller Tell folgen.
Die Rückmeldungen zur ersten Saison waren sehr positiv: «Viele fanden das Stück kurzweilig und überraschend humorvoll. Natürlich gibt es auch Stimmen, die den Tell vermissen.» Die Zuschauerzahlen allerdings sind rückläufig: «Rund 1000 weniger pro Jahr – der Markt ist übersättigt, allein im Kanton Bern gibt es über 30 Freilichtproduktionen.» Dennoch herrscht Zuversicht: «Das Gelände ist einmalig. Dank gedeckter Tribüne sind wir wetterunabhängig. Unsere «Taskforce» arbeitet daran, das Areal künftig auch für andere Events mietbar zu machen.»
In der diesjährigen Inszenierung führt der Weg der Gesetzlosen nochmals durch den Sherwood Forest, vorbei an Mikes Bauernhof, dem ehemaligen Tellhaus. Kurz vor der Pause ruft Robin Hood in Mundart: «We mir zämehäbe, de schaffe mirs! Sit dir drbi?» Und das Volk antwortet durchdringend: «Ja!» Momente wie dieser tragen das Stück.
Neben der Bühne arbeitet Luca Michel 60 Prozent als Holzbildhauer in Brienz. «Es ist eine schöne Verbindung: die lange Tradition des Holzschnitzens und mein Studium in Game-Art und 3D-Animation. Vielleicht lässt sich das eines Tages verbinden.» Bis dahin gehört der Sommer dem Sherwood Forest in Nottingham – und einem jungen Mann, der seine Rolle lebt: «Alle sollen eine gute Zeit haben. Auch die, die zuschauen kommen.»
www.tellspiele.ch17. Juli 2025