Bild: Fritz Lehmann

Interview mit Peter Grunder

Peter Grunder, vielseitiger Kreativer und Gastgeber des neuen Projekts «Schlupfwinkel» im Stadtkeller Unterseen, lädt Bühnenkünstler ein, ihre Kunst zu zeigen und darüber zu sprechen. Mit bald 40 Jahren Erfahrung im Journalismus sieht Grunder den Moment gekommen, wieder selbst die Stimme zu erheben. Er erzählt von Motivation, Menschen und Momenten.

Anzeiger Interlaken: Mit Ihrem Projekt Schlupfwinkel bieten Sie eine besondere Plattform für Bühnenkünstler. Was hat Sie dazu inspiriert, diesen Raum zu schaffen? Peter Grunder: Von der Werbung über Politik bis zu Film und Musik werden wir von Kreativität überschwemmt. Das möchte ich hinterfragen. Und auch in unserer Region gibt es unzählige Kunstschaffende, die dazu etwas zu sagen haben.

Sie sagen, es geht im «Schlupfwinkel» nicht nur darum, Kunst zu konsumieren, sondern auch zu verstehen, wie Kunst «schlüpft». Was bedeutet dieser kreative Prozess für Sie persönlich? Für mich ist das Lust und Frust: Lust, weil ich Spass habe, wenn mir etwas zufällt, ich daran schraube und es zu passen kommt vom Rhythmus her, vom Versmass oder vom Inhalt.

Und Frust?
Einerseits nehmen die Menschen rasch mein Adelbodendeutsch wahr, verstehen es vielleicht aber gar nicht und erkennen keinen Schüttelreim oder Daktylus. Andererseits verfolgt mich das Kreative teilweise zwanghaft.

Wie wählen Sie die Themen aus, die Sie im Schlupfwinkel ansprechen möchten? Schon als kleiner Junge hat es mich wundergenommen, warum etwas ist, wie es ist. Und dazu haben Kunstschaffende in der Regel etwas zu sagen.

Nach einer Diskussionsrunde folgt eine Performance des jeweiligen Gastes. Was können die Zuschauer von diesem zweiten Teil des Abends erwarten? Erwarten können Sie Kunstschaffen mit doppeltem Tiefgang: im ersten Teil dekonstruiert, im zweiten präsentiert.

Welche Art von Kunstschaffenden sprechen Sie an, und was erwarten Sie von ihnen auf der Bühne? Mich interessieren alle, die Bühnenkunst schaffen, und ich hätte auch gerne Dichtende, etwa Ernst Glaus. Erwarten kann das Publikum, kreative Prozesse besser zu verstehen. Dies auch, wenn jemand introvertiert ist, da helfen meine journalistische Erfahrung und mein Interesse.

Drei «Schlupfwinkel» gingen bereits über die Bühne. Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Zwiespältige. Zwar kam es zu spannenden Gesprächen: mit Lukas Kohler, professioneller Musiker und Bandmitglied von Lo & Leduc; mit Carmela Endrizzi, einer Hochkreativen mit enormem Output; nicht zuletzt mit dem Musiker und Produzenten Elia von Allmen, Sohn von Musiker und Musikpädagoge Ueli von Allmen. Aber der Publikumsaufmarsch war gering.

Als langjähriger Journalist und kreativer Mensch, was hat sich für Sie in den letzten Jahren in der Welt der Bühnenkunst und der Kreativität allgemein verändert? Zum einen kam das Internet, von dem ich Tiefe erwartete, das aber Breite brachte. Was mich dazu zwingt, in der Breite Tiefe zu finden. Ein gutes regionales Beispiel dafür ist das Buch «Kronleuchter vor der Jungfrau». Es hat eine enorme Tiefe, die ohne Internet kaum zu erschliessen wäre. Zum anderen hat das kreative Schaffen zugenommen: Da ist enorme künstlerische Vielfalt, denn die Menschen sind einfach kreativ. Da ist aber auch eine Medienvielfalt, welche die Menschen fesselt, sodass sie nicht mehr rausgehen.

Gibt es bestimmte Künstler, die Sie sich besonders gerne auf Ihrer Bühne vorstellen? Ich freue mich auf Laetitia Imboden, eine vielfach faszinierende Persönlichkeit, oder auf Matthias Lüber, der Wort und Tonbilder in Brienzer Mundart entwirft. Zu schweigen von Legenden wie Folkmusiker, Spieleerfinder und Schriftsteller Urs Ho­stettler, und von Gusti Pollak, die beide nach Neujahr im Schlupfwinkel auftauchen werden. Besonders wünschen würde ich mir René «Schifer» Schafer und Sam Jungen von den Stilz.

Der nächste Schlupfwinkel findet am 13. November mit Laetitia Imboden, «Einklang in Text und Musik», im Stadtkeller Unterseen statt.

www.schlupfwinkel.ch
06. November 2024

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