Der legendäre Interlakner Wirt kehrt vom 27. Januar bis 8. Februar 2025 in «seine» Anker-Küche zurück. Der 72-Jährige erzählt, was es damit auf sich hat.
Anzeiger Interlaken: «René is back» – zurück im Anker! Wie fühlen Sie sich? René Sutter: Sehr gut! Ich bin restlos begeistert darüber, was Thomas Dübendorfer und sein Team aus dem Anker gemacht haben. Das Restaurant hat ein neues Gesicht, aber überall entdecke ich Kleinode aus der früheren Zeit. Die Lampe über dem runden Tisch in der Galerie hing bei uns früher über der Bar. Mehrere alte Dekorationsstücke sind ausgestellt, beispielsweise die zwei Holzhühner über der Treppe. Der Billardtisch ist immer noch der alte. Die Seiteneingangstüre wurde ausgebaut und als Fake-Tür in die Wand der Ankerbucht montiert.
Vom 27. Januar bis 8. Februar übernehmen Sie das Ruder in der Küche. Wie kommt es dazu? Ich tue das, um mich zu bedanken gegenüber Tom Dübendorfer, dem ganzen Dorf und allen, die uns während 40 Jahren im Anker mit Toleranz begegnet sind. Ich werde zu 100 Prozent meine alte Küche aufleben lassen. Die Einkaufsliste ist erstellt.
Auf welche Gerichte darf man sich freuen? Die indonesische Gemüsesuppe und die Fischsuppe kommen auf die Karte, ebenso das Straussenfilet-Steak oder Tessiner Maccaroni. Oder die in Whisky flambierten Kalbfleischröllchen. Der legendäre Anker-Teller mit Entrecote, Pommes und Salat darf auch nicht fehlen.
Drehen wir die Zeit zurück: Wie waren Ihre Anfänge im Anker 1979? Mein Schwiegervater hatte das Haus quasi von der Strasse aufgekauft. Ich arbeitete in Bergün, als mich Jeannette anrief und sagte: «Papa möchte, dass wir den Anker übernehmen.» Ich meinte: «OK, fünf Jahre lang machen wir das.» Von Anfang an wurden wir überrannt. Es schien, als hätte Interlaken darauf gewartet, dass junge Gastronomen etwas für die Jungen machten. Aus fünf Jahren wurden schliesslich 40 Jahre.
Wie wurden Sie eigentlich zum Gastronomen? Ich lernte im Bären Interlaken bei Willy Frei, der in der Gastro-Szene schweizweit einen Namen hatte. Das Blockschulenmodell – Winter- und Sommerausbildung in zwei verschiedenen Stätten, dazwischen sieben Schulwochen – ging auf ihn zurück. Ich musste keine einzige Bewerbung schreiben, der Name Willy Frei war ein Gütesiegel. Später bildete ich Lehrlinge aus, darunter viele Sozialfälle, die sonst auf der Strasse gelandet wären.
Wie lautet Ihr Rezept, über 40 Jahre lang hart zu arbeiten und immer noch so fit zu sein? Wir haben das einfach gemacht, ohne darüber nachzudenken. Kürzlich machte mir Jeannette ein wunderschönes Kompliment: «René, in 40 Jahren als Wirt hast du nicht ein einziges Mal gesagt: ‘Hüt schissts mi ah!’» Wir mussten uns auch nie vor jemandem rechtfertigen. Das Haus gehörte uns, niemand übte Druck aus.
Weihen Sie uns in das Geheimnis Ihrer ausgezeichneten Küche ein? Nur frische Zutaten, keine Fertigprodukte. Und keine Konservierungsmittel, das macht die Leute nur kaputt. Ich habe hohe Ansprüche entwickelt, war einer der ersten, der nur noch mit Ursalz gekocht hat. Das gewöhnliche Speisesalz ist ein Abfallprodukt der Chemie. Hingegen besteht das Himalaya-Salz aus den gleichen Elementen wie das menschliche Blut. Solche vermeintlichen Kleinigkeiten waren mir wichtig. Und: Man muss bereit sein, für verschiedene Portemonnaies zu kochen. Bei mir gabs immer auch gewöhnliche Dinge wie Hamburger oder Frühlingsrollen mit Salat.
Während Ihrer temporären Rückkehr gibt es auch Partys und spezielle Konzerte. Erzählen Sie davon. Zwei «Reha-Partys» sind geplant. DJ Hansi vom legendären Johnny’s Club und ich werden auflegen, genau wie im Herbst 2018 bei unserer Abschieds-Sause. Damals ging unglaublich die Post ab. Und am Freitag und Samstag, 31. Januar und 1. Februar, spielen die Crazy Mofos mit Andreas Hunziker im Anker ihr Hanery-Tribut «Déjà vu». Da werde ich ebenfalls die Afterparty schmeissen.
www.anker.ch20. November 2024