Er ist Leiter des Bereichs öffentliche Sicherheit in der Einwohnergemeinde Meiringen. Eine grosse Aufgabe wartet am Jahresende auf ihn; er ist verantwortlich für die Organisation des traditionellen Ubersitz, der jedes Jahr in der Altjahrswoche stattfindet. Dabei werden mit Trommeln, Trycheln (Kuhglocken) und schaurigen Masken (Larven) böse Geister vertrieben. Ein Gespräch über Bräuche, Besucher und Besonderheiten.
Anzeiger Interlaken: Der Ubersitz ist bekannt für seinen lautstarken und zugleich geselligen Charakter. Wie stellt die Gemeinde sicher, dass die Tradition in geordneten Bahnen verläuft und gleichzeitig der kulturelle Wert bewahrt bleibt? Sandro Odenbach: Die Tradition des Ubersitzs steht für uns an erster Stelle. Es ist uns wichtig, dass dieser Brauch authentisch bleibt und nicht zu einem riesigen kommerziellen Event wird. Der Ubersitz soll ein kleines, bodenständiges Fest bleiben. Ein Anlass für die Einheimischen und die umliegenden Dörfer. Damit die Tradition und somit der kulturelle Wert gewahrt bleibt, achten wir darauf, dass alle Festwirtschaftsstände möglichst traditionelle Angebote präsentieren. Etwa das beliebte Münzenzwetschgen oder der Chäsbrätel.
Die Altjahrswoche und insbesondere der Ubersitz ziehen zahlreiche Gäste aus der Region und darüber hinaus an. Mit wie vielen Besuchern wird gerechnet? Der Ubersitz in Meiringen zählt je nach Wetter und Wochentag zwischen 2000 und 4000 Besucher. Genaue Zahlen gibt es leider nicht, da keine Tickets verkauft werden. Der Anlass bleibt ein Fest für Einheimische und Gäste aus der Region und überzeugt durch seinen besonderen Charme und die familiäre Atmosphäre.
Gibt es spezielle Sicherheitsmassnahmen, um die grosse Menschenmenge zu koordinieren? Ja, beim Ubersitz gibt es besondere Sicherheitsmassnahmen, um alles gut zu organisieren. Das ganze Dorf beispielsweise ist autofrei und der Verkehr wird umgeleitet, sodass die Hauptstrasse nur für die Trychelzüge und die Zuschauer da ist. So haben alle mehr als genug Platz, um das Ereignis zu geniessen.
Was waren die Erfahrungen der letzten Jahre? Man hört eigentlich nur Gutes ... In den letzten Jahren wurden ausschliesslich positive Erfahrungen mit dem Ubersitz gemacht. Die Besucher sind stets begeistert von der traditionellen Atmosphäre und dem reibungslosen Ablauf. Besonders eindrucksvoll ist diese Tradition, wenn sie mit Schnee verbunden ist. Dann bietet sich den Zuschauern ein spektakuläres Bild, wenn die verkleideten Umzüge begleitet von der Schnabelgeiss durchs Dorf ziehen und dabei das typische Geräusch der Trychlen ertönt.
Auf was kann man sich in diesem Jahr besonders freuen? Gibt es Neuigkeiten rund um den Anlass? In diesem Jahr gibt es eine tolle Neuheit: das Trychler-Stübli auf dem Alpbachparkplatz! Es wird vom Verein Engelhorn betrieben und Vereine können dort etwas für ihre Kassen verdienen.
Erzählen Sie weiter … Das gemütliche Chalet, das extra für die Altjahrswoche und den Ubersitz aufgebaut wurde, ist der perfekte Ort, um sich aufzuwärmen und die besondere Atmosphäre des Festes zu geniessen. Ich freue mich, dass wir mit der Sicherheitskommission das Projekt bewilligen konnten. Die Bevölkerung ist begeistert von dieser neuen Attraktion. Zudem haben die Trychelzüge nun einen weiteren Ort, um nach einem Umzug einzukehren, sich zu stärken und für den nächsten Umzug aufzuwärmen.
Was bedeutet der Ubersitz für Sie persönlich, sowohl in ihrer Rolle als Bereichsleiter öffentliche Sicherheit, aber auch als «Hasler», der in dieser Region aufgewachsen ist? Der Ubersitz bedeutet für mich sehr viel, sowohl in meiner Rolle als Bereichsleiter der öffentlichen Sicherheit als auch als jemand, der hier im Haslital aufgewachsen ist. Auch wenn ich selbst nie getrychelt habe, bin ich seit über 30 Jahren tief mit dieser Tradition verbunden. Der Ubersitz gehört einfach dazu, genauso wie der Föhn, der regelmässig durchs Tal bläst. Alle Menschen, die hier leben, freuen sich das ganze Jahr über auf diesen besonderen Moment. Es ist ein Anlass, der das Haslital prägt und uns alle zusammenbringt. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, dieses Fest mitgestalten und organisieren zu dürfen
www.meiringen.ch18. Dezember 2024