Er seziert Sprache mit messerscharfem Witz und balanciert dabei gekonnt zwischen Satire, Selbstironie und verblüfft mit mentalmagischen Momenten: Falco Spitz, deutscher Kabarettist und Comedy-Mentalist mit Bielefelder Wurzeln, gastiert am Freitag, 9. Mai, um 20.15 Uhr im Schlosskeller Interlaken. Es ist sein erstes Gastspiel in der Schweiz – und eine kleine literarische Reminiszenz: Schon Johann Wolfgang von Goethe war fasziniert vom Berner Oberland. Nun folgt ihm ein anderer Wortkünstler nach – mit weniger Puderperücke, aber ähnlich spitzer Feder. Mit im Gepäck: sein aktuelles Bühnenprogramm Nimbus.
Falco Spitz, willkommen in Interlaken. Was verbindet Sie mit der Schweiz? Falco Spitz: Vor allem Staunen. Ich war als Tourist bereits in der Schweiz unterwegs – und das mit grossem Vergnügen. Die Landschaft beeindruckt, die Pünktlichkeit beruhigt, und die Sprache fordert heraus. Das ist für jemanden wie mich, der mit Worten arbeitet, natürlich ein Geschenk. In Interlaken war ich allerdings noch nie – umso spannender wird dieser erste Auftritt.
In Ihrem neuen Programm «Nimbus» gehen Sie Mythen auf den Grund – was darf das Publikum erwarten? Nimbus ist meine kleine Expedition ins Reich der Halbwahrheiten. Ich nehme mir moderne und uralte Mythen vor – von Fake News über Aberglauben bis hin zu geheimen Geheimverschwörungen. Es geht um all das, woran wir glauben möchten, obwohl wir es besser wissen sollten. Oder anders gesagt: Wer zu Nimbus kommt, geht mit weniger Unsicherheit nach Hause – aber mit mehr Fragen. Und vielleicht mit der Erkenntnis, dass Wahrheit manchmal komischer ist als jede Lüge.
Sie treten im Schlosskeller auf – einem historischen, gewölbten Raum unter Stein. Ein Ort, der durchaus klaustrophobisch wirken kann. Wie erleben Sie solche Spielstätten? Ich liebe sie! Solche Räume haben Charakter. Sie sind ehrlich, konzentriert, ungeschönt. Der Schlosskeller ist kein neutraler Veranstaltungsort – er bringt seine eigene Atmosphäre mit, und das tut einem Kabarettabend gut. Die Nähe zum Publikum, die akustische Dichte, das Gefühl von Bühne und Zuschauerraum als gemeinsamer Denkraum: Das ist genau mein Ding.
Ihr Humor gilt als typisch deutsch – direkt, politisch, pointiert. Wie gut lässt sich dieser Stil ins Schweizerische übertragen? Man muss zuhören können – dann klappts auch mit dem Lachen. Natürlich gibt es sprachliche Unterschiede, aber ich sehe das eher als kreativen Reiz. Wenn ein Begriff nicht verstanden wird, erkläre ich ihn oder spiele mit der Differenz. Und vielleicht liegt genau darin der Charme: Dass sich zwei Kulturen über den Umweg des Humors begegnen.
Was reizt Sie an einem Gastspiel ausserhalb Deutschlands – konkret im Berner Oberland? Der Blick von aussen. Wenn man auf Deutschland schaut, ohne mittendrin zu stecken, sieht man manche Dinge klarer – oder zumindest anders. Und Interlaken ist ein idealer Ort für Perspektivwechsel: zwischen Bergen, Sprachen und Weltanschauungen. Dass Goethe bereits hier war, macht es für mich fast feierlich. Auch wenn ich statt Versmass lieber Wortspiel mitbringe.
www.brainmagic.de08. Mai 2025