Picassos Plakatkunst und ihre Botschaften wirken bis heute: Im Kunsthaus Interlaken sind jetzt 57 seiner Originalplakate zu sehen. (Bild: Bild: Claudia Dettmar)
Kunsthaus Interlaken – Die Ausstellung «Pablo Picasso – Seine Plakate» rückt einen wenig bekannten Werkbereich ins Licht. Auch auf dem Plakat zeigt sich Picassos Handschrift: radikal, raffiniert, resonant.
«Picassos Plakate sind zu wenig bekannt.» Davon ist nicht nur Kunsthaus-Kurator Heinz Häsler überzeugt, sondern auch der Basler Galerist und Sammler Werner Röthlisberger. Die Ausstellung im Kunsthaus Interlaken «Pablo Picasso – Seine Plakate» macht klar: Wer Picasso wirklich verstehen will, sollte nicht nur auf seine Leinwand schauen.
Ein Ausstellungsbesuch zeigt das Feingefühl des Künstlers, mit reduziertem Einsatz grosse Wirkung auf Papier zu erzielen. Denn Picasso war nicht bloss einer der einflussreichsten Maler und Bildhauer des 20. Jahrhunderts, er war auch ein virtuoser Plakatgestalter. Während seine Gemälde und Skulpturen in Museen bewundert werden, verstanden sich seine Plakate als bildende Kunst im öffentlichen Raum. Sie hingen auf Hauswänden, Litfasssäulen und Plätzen: direkt, zugänglich und oft ebenso radikal wie seine Atelierwerke. Und: Picasso war auch Keramiker, Corrida-Fan, Friedensaktivist – und in gewisser Weise ein Robin Hood seiner Zeit.
Zwischen den 1940er- und 1970er-Jahren entwarf Picasso rund 150 Originalplakate. Besonders bekannt sind seine Werke für Ausstellungen in Vallauris, für Stierkämpfe oder Friedenskongresse, darunter das ikonische Motiv der Friedenstaube von 1949 (Bild). Heinz Häsler bringt es auf den Punkt: «Diese Plakate sind ein kaum gezeigter Teil seines Schaffens – und gerade das macht sie so spannend. Plakate für den Frieden waren für ihn wichtig. Ihre Botschaft ist aktueller denn je.»
Die Ausstellung im Kunsthaus Interlaken vereint 57 Originalplakate. Viele davon politisch aufgeladen, andere voll spielerischer Leichtigkeit. Sie zeigen eine ruhige, klar kuratierte Hängung mit starker grafischer Präsenz. Die ausgestellten Werke stammen aus der Privatsammlung von Werner Röthlisberger. Seine Sammlung ist eine der umfangreichsten ihrer Art in der Schweiz und wurde bereits in Basel, Genf und Delphi gezeigt. Sie wird nun erstmals in Interlaken präsentiert: eine Premiere im Berner Oberland bis hin zur Bundesstadt.
Werner Röthlisberger, 83, sammelt seit 1994 Originalplakate von Picasso. Seine Sammlung umfasst rund 155 Stück, darunter zahlreiche signierte Originalgrafiken. Der Basler sieht es als seine Lebensaufgabe, Picassos Plakatkunst sichtbar zu machen: «Mein Ziel ist es, Picassos Plakatwerk auf Augenhöhe mit seinen Gemälden zu hieven. Kein Künstler hat mehr Originalplakate geschaffen. Sie waren für ihn ein eigenes, ernst gemeintes Werk.» Wer die Führung oder besser den Picasso-Crash-Kurs mit Werner Röthlisberger erlebt, merkt schnell: Hier spricht kein distanzierter Sammler, sondern ein leidenschaftlicher Vermittler. Mit feinem Humor und detailreichem Wissen führt er durch seine Sammlung und erzählt die Geschichten hinter den Plakaten. «Für Picasso war das Plakat keine Reproduktion, sondern Bühne für das direkte Gespräch mit der Strasse.» So gehören seine Plakatwerke gemäss Röthlisberger nicht etwa in Museumslager, sondern in lebendige Räume, wie in jene des Kunsthauses Interlaken.
Das Kunsthaus-Team freut sich: «Eine solche Sammlung hier im Berner Oberland zeigen zu dürfen, ist eine einmalige Gelegenheit. Und ein Beweis: Anspruchsvolle internationale Kunst findet nicht nur in den Metropolen statt.»
«Pablo Picasso – Seine Plakate»:
läuft noch bis Sonntag, 24. August.
www.kunsthausinterlaken.ch03. Juli 2025