Daniel Künzler, IGA-Präsident. (Bild: Fritz Lehmann)
Abschied – Nach über fünf Jahrzehnten wird die Interlakner Gewerbeausstellung (IGA) im Oktober letztmals im bekannten Rahmen stattfinden. Sinkende Ausstellerzahlen, wirtschaftliche Veränderungen und ein sich wandelndes Gewerbeumfeld führten zu einem Entscheid, der nachvollziehbar, aber auch emotional ist. Ein Gespräch mit dem IGA-Präsidenten Daniel Künzler über Abschied, Ausblick – und warum die IGA weit mehr war als eine Verkaufsschau.
Ein schwerer Entscheid, da schwingt doch etwas Trauer mit? Ja. Ich glaube, traurig ist man automatisch, wenn man etwas über Jahre mitgestaltet hat und sich nun bewusst davon verabschieden muss. Die IGA war für viele von uns mehr als nur eine Ausstellung – sie war Begegnungsort, Bühne und Schaufenster des regionalen Gewerbes. Natürlich schmerzt dieser Schritt.
Was war letztlich ausschlaggebend für den Entscheid, die IGA zu beenden? Die rückläufige Ausstellerzahl war ein zentrales Thema. Viele Betriebe haben schlicht nicht mehr jedes Jahr teilgenommen. Das hat mit Ressourcen zu tun – personell wie finanziell. Und der Strukturwandel im Gewerbe spielt eine riesige Rolle: Digitalisierung, Onlinehandel, Fachkräftemangel – das verändert alles.
Gab es intern auch Stimmen, die unbedingt weitermachen wollten? Natürlich. Emotionen waren da, und auch der Wunsch, an Bewährtem festzuhalten. Aber wir haben immer betont: Wenn wir aufhören, dann nicht aus einem Krisengefühl heraus, sondern mit einem starken letzten Auftritt.
Wie wollen Sie die letzte Ausgabe gestalten? Wir wollen diese letzte IGA mit allem feiern, was sie immer ausgezeichnet hat: Vielfalt, Kreativität, Qualität.
Die IGA war ja nicht nur Verkaufsplattform, sondern auch Treffpunkt für Einheimische – geht damit nicht auch ein Stück gelebte Gesellschaftskultur verloren? Das sehen wir genauso. Die IGA war für viele Menschen aus Interlaken und Umgebung ein Ort des Wiedersehens, des Austauschs, fast schon ein gesellschaftliches Ritual. Diese Lücke wird man spüren – gerade, weil solche Formate heute immer seltener werden. Umso wichtiger ist es, neue Formen zu finden, die wieder Nähe und Begegnung schaffen.
Was macht die IGA aus Ihrer Sicht besonders – über das rein Wirtschaftliche hinaus? Die IGA ist weit mehr als nur eine Ausstellung. Sie ist Begegnungsort, Informationsplattform, Schaufenster und Netzwerk zugleich. Für viele ist sie ein Fixpunkt im Herbstkalender. Hier treffen sich Generationen – vom Schulkind bis zum Unternehmer. Und genau deshalb war es uns so wichtig, auch heuer nochmals starke Themen zu setzen: Die Lehrstellenbörse, ein Sondertag zur beruflichen Neuorientierung, ein Gesundheitstag und die Sonderschau zu technischen Berufen – das sind alles Beiträge zur Zukunftsfähigkeit unserer Region.
Was wünschen Sie sich für den Oktober? Ich wünsche mir, dass wir nochmals dieses besondere IGA-Gefühl entfachen können. Dass möglichst viele Betriebe mitmachen, sich zeigen, sich begegnen. Und dass Besucherinnen und Besucher spüren: Das war nicht nur eine Ausstellung – das war ein Stück gelebte Wirtschaftsgeschichte von Interlaken.
Was passiert mit der Marke IGA danach? Wir geben den Stab an den Vorstand von KMU Interlaken weiter. Die Aufgabe wird sein, neue Formate zu finden – vielleicht kleinere Plattformen, thematische Events oder ganz neue Ideen. Wir lassen uns überraschen.
www.iga-interlaken.ch
Die letzte Ausgabe
Vielfalt – Die Interlakner Gewerbeausstellung (IGA) ist eine jährliche Messe für regionale Unternehmen und Dienstleister. Sie findet seit Jahrzehnten im Kursaal Interlaken statt und gilt als wichtiger Treffpunkt für Bevölkerung und Gewerbe. Die 56. und letzte Ausgabe im bekannten Rahmen findet vom 15. bis 19. Oktober statt. Neben der Ausstellung gibt es auch eine Lehrstellenbörse, Thementage sowie ein breites Rahmenprogramm mit viel Musik. Während der Ausstellung und auch nach Ausstellungsende geht es von Mittwoch bis Samstag am IGA-Träff im Theatersaal weiter. Ein beliebter Programmpunkt ist immer auch das grosse Kinderlotto.
17. Juli 2025