Der «Schnurri der Nation» und Autor mehrerer Bücher tritt am 21. November im Kirchgemeindehaus Matten auf. Wir haben ihm einige Fragen über seine Arbeit als Sportjournalist gestellt.
Anzeiger Interlaken: Wie nahe sind Sie heute noch am sportlichen Geschehen? Beni Thurnheer: Heute interessieren mich vor allem Fussball, Eishockey und Ski Alpin. Früher traf ich aus beruflichen Gründen viele Leute. Man freute sich, einander zu sehen, und ging wieder auseinander. Freundschaften entstanden daraus keine. In diesem Sinn bin ich dem Geschehen heute noch immer gleich nahe, beziehungsweise weg.
Wissen Sie, dass Matten die Curling-Hochburg der Schweiz ist? Nein. Zählen Sie mir ein paar Namen auf?
Alina Pätz, Sven Michel, dann drei Viertel des erfolgreichen GC-Frauenteams … natürlich! Curling kenne ich bestens. 2006 bis 2014 kommentierte ich an drei Olympischen Winterspielen den Curling-Wettbewerb.
Von Co-Kommentatorin Luzia Ebnöther wurden Sie quasi bei laufendem Betrieb in diese Sportart eingeführt. Wie war das? Da durchschritt ich zuerst mal das Tal der Tränen. Ich sprach ja in erster Linie zu den 30’000 Mitgliedern des Schweizer Curlingverbands. Die mochten meine Kommentare auf Anfängerniveau überhaupt nicht. Allerdings gab es auch 300’000 Zuschauerinnen und Zuschauer, die keine Ahnung von Curling haben. Ihnen muss man erklären, was es mit einem «Nuller-End» auf sich hat und weshalb man einen letzten Stein absichtlich mit viel Wucht danebenschiesst. Gut war, dass jeden Tag ein neues Match stattfand. Die Leute lernten dazu – und ich auch. Und beim Finalspiel 2006 in Turin hatten wir eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer.
Wer war für Sie der beste Sport-Interviewpartner? Praktisch alle Sportjournalistinnen und -journalisten im Land würden diese Frage mit Roger Federer beantworten. Tatsächlich gibt einem Federer immer das Gefühl, ein besonders gutes Interview sei gelungen. Allerdings hängt das stark mit dem Gegenüber zusammen. Federer ist einer, der Klartext spricht. Ein ehrlicher Typ, der bereit ist, etwas zu erzählen. Da sind sich im Journalismus alle einig.
Und an welches Sportinterview erinnern Sie sich nicht gerne? Fürs Radio interviewte ich mal Peter Schlagenhauf, ehemaliger Spieler des EHC Kloten. Damals hatte ich ein Tonbandgerät dabei, acht Kilogramm schwer, mit riesigen Bändern. Ich begann das Gespräch, und irgendwann meinte Schlagenhauf: «Ich glaube, das wird nichts.» Das Mikrofon war nicht eingesteckt. Das war peinlich, aber solche Sachen passieren halt.
Sind Sie selber auch Sportler? Ich war Leichtathlet. Die 100 Meter rannte ich in 11,3 Sekunden. Aus dieser Zeit habe ich heute noch ein Gefühl für Schnelligkeit. Wenn ich höre, irgendein Stürmer sei 100 Meter in 10 Sekunden gelaufen, kann ich nur lächeln. Mit Fussballschuhen auf dem Rasen würde nicht einmal Usain Bolt unter 11 Sekunden bleiben.
Welche Zukunft attestieren Sie dem Beruf des Sportreporters? Der Beruf geht klar in Richtung Unterhaltung. Als ich anfing, war es fast zu 100 Prozent Information. Dass ich eine Prise Unterhaltung beifügte, war möglicherweise mein Erfolgsrezept. Spätestens mit Aufkommen von Lokalmedien wurden die Kommentatoren zu Entertainern. Vom Reporter eines Berner Radios erwartet man, dass er Partei für YB ergreift. Früher konnte man als Reporter schnell einmal berühmt werden. Heute gelingt das praktisch nur noch jenen, die polarisieren. Beinahe wöchentlich werde ich gefragt, was ich von Sascha Ruefer halte.
Beim «Abend mit Beni Thurnheer» sprechen Sie nicht nur über Sport. Was dürfen die Besuchenden erwarten? An meinen Lesungen merkte ich bald, dass die Überleitungen meist besser ankommen als die gelesenen Passagen. Darum begann ich, spontan zu erzählen. So läuft es auch am 21. November in Matten. Zu jedem Buchstaben im Alphabet gibt es ein Stichwort, etwa B wie Benissimo oder O wie Olympia. Bisher hats den Leuten immer gut gefallen. Meine Bücher kann man übrigens noch immer kaufen.
www.verein-kulturbeutel.ch14. November 2024