Tanja Hänggi ist in Wilderswil aufgewachsen und spielt seit ihrer Kindheit Eishockey, seit vielen Jahren in der SWHL-A, der höchsten Schweizer Frauenliga. 2023 wechselte die Verteidigerin von Thun zum HC Davos.
Anzeiger Interlaken: Für den Swiss Ice Hockey Day kamen Sie kürzlich ins Eissportzentrum Jungfrau. Wie war es für Sie, mit den Kids zu trainieren? Tanja Hänggi: Das ist immer sehr schön. Ich komme zu diesem Anlass jedes Jahr nach Matten. Es ist cool zu sehen, dass immer mehr Mädchen mitmachen. Einige kommen sogar extra wegen mir. Das ist ein tolles Erlebnis. Ich nehme mir gerne Zeit für diese Trainings, und mir ist auch wichtig zu zeigen, dass im Frauenhockey etwas geht.
Sie sind professionelle Spielerin? Wir bezeichnen uns als semi-professionell. Neben dem Hockey arbeite ich 85 Prozent als Klassenlehrerin an einer 9. Klasse in Davos. Beim HC Davos trainieren wir viermal pro Woche auf dem Eis und verbringen zusätzlich viermal eine Stunde im Kraftraum. An den Wochenenden finden meist zwei Spiele statt.
Schon früh steckten Sie sich als Hockeyspielerin ambitionierte Ziele. Jetzt sind Sie 28-jährig. Rückblickend: Wie war Ihr Weg? Eigentlich sehr stimmig. Ich hatte ja den Traum von Kanada, aber ich musste mir eingestehen, dass dieser Weg nicht zielführend gewesen wäre, da ich kaum vom Hockey hätte leben können. Darum entschied ich mich für ein Studium in der Schweiz. Aber Hockey war mir immer sehr wichtig. Bis Junioren U20 durfte ich bei den Jungs mitspielen, parallel dazu gehörte ich zum Frauenteam BOMO in Thun in der höchsten Liga. Wir waren zwar nicht besonders erfolgreich, hatten aber ein cooles Team. Während der Zeit in Thun lernte ich enorm viel. Über mich als Person, aber auch über Eishockey und speziell Frauenhockey.
Wie landeten Sie in Davos? Vor rund drei Jahren gab der Schweizer Eishockeyverband den professionellen Männerclubs vor, ins Frauenhockey zu investieren. In diesem Zug übernahmen diverse Clubs bestehende Lizenzen. BOMO Thun wurde in den SC Bern integriert, der HC Davos übernahm das Thurgauer Frauenteam. Im gleichen Jahr besuchte ich mit meinen Eltern den Spenglercup in Davos. Da sagte ich zu meinen Eltern: Hier zu wohnen und zu spielen, wäre schon ein Traum! Einige Monate später unterschrieb ich den Vertrag. Inzwischen wohne ich zehn Minuten von der Schule und auch vom Eisstadion entfernt und fühle mich sehr wohl.
Welche Rolle haben Sie im Team? Als Zweitälteste gehöre ich zu den erfahrensten Spielerinnen. Ich spiele nun schon seit über zehn Jahren in der höchsten Schweizer Liga und weiss, wie der Betrieb läuft. Es ist sehr bereichernd, mit Jüngeren zu spielen. Als ich eine Teenagerin war, musste ich froh sein, mit anderen Frauen spielen zu können. Da hat sich in den letzten Jahren glücklicherweise viel getan.
Sie sprechen den Stellenwert des Frauenhockeys an. Welche Entwicklungen gab es während Ihrer Aktivzeit? Vor drei Jahren spielte ich meine Heimspiele im Grabengut Thun. Wenn wir mal 100 Zuschauerinnen und Zuschauer hatten, war das die Ausnahme. Nun spiele ich in dieser topmodernen Anlage in Davos. Die Zuschauerzahlen haben in der ganzen Liga stark zugenommen, es sind überall mindestens 200 im Schnitt. Kürzlich spielten wir auswärts in Zug vor über 1300 Personen. Das Interesse steigt, was mich sehr freut.
Der HC Davos ist ein absoluter Kultverein in der Schweizer Hockeylandschaft. Profitiert davon auch das Frauenteam? Der Verein gibt uns eine gute Plattform. Beispielsweise werden wir mit einem Ligaspiel auch in den Spenglercup integriert. Für ein zeitgleich stattfindendes Frauenturnier reicht die Infrastruktur leider noch nicht aus, aber es gibt Pläne. Sehr schön ist übrigens auch, wie unser Team im Dorf wahrgenommen wird. Sobald ich in den HCD-Klamotten durch Davos gehe, werde ich angesprochen: «Wow, du spielst beim HCD?»
www.hcd.ch13. November 2025