Jari Abegglen (18) aus Unterseen ist ein vielversprechendes Langlauf-Talent. Seit August lebt er in Norwegen, wo er Sportwissenschaft studiert und viel Zeit in seinen Sport investieren kann. Dem Langlauf ordnet er derzeit alles unter.
Anzeiger Interlaken: Seit wenigen Tagen sind Sie aus Norwegen in die Schweiz zurückgekehrt. Weshalb? Jari Abegglen: Wegen der bevorstehenden Rennen in Graubünden. Während der Saison wohne ich hauptsächlich in der Schweiz, dann gehe ich wieder nach Meråker in Norwegen, rund zwei Stunden von Trondheim entfernt. Es ist cool dort oben! Neben dem Bachelor-Studium der Sportwissenschaft habe ich viel Zeit für Trainings. Der Vater des norwegischen Langlauf-Weltmeisters Emil Iversen ist mein Trainer.
War Norwegen immer Ihr Ziel? Das hat sich relativ spontan ergeben. Ich absolvierte die Sportschule Engelberg und hatte danach keinen konkreten Plan, wie es weitergehen soll. Ein Studium an der Universität Bern war ein Thema. Doch in der Schweiz sind die Trainingsbedingungen für Langläufer relativ schwierig und erfordern viel Reisezeit. In Norwegen habe ich direkt vor meiner Haustür zwei Rollskibahnen und ausserdem viele Trainingspartner.
An welchen Rennen nehmen Sie in der bevorstehenden Saison teil? Vor allem an nationalen Jugendrennen, eventuell an einigen internationalen Wettkämpfen in Mitteleuropa. Mein grosses Ziel ist die Junioren-WM im März. Die Schweiz hat nur vier Startplätze, das wird also nicht einfach.
Es gibt nicht viele Langläufer im östlichen Berner Oberland. Wie kamen Sie zu diesem Sport? Meine Mutter war JO-Trainerin im Langlauf. Zusammen mit einigen gleichaltrigen Kollegen kam ich früh in eine starke Trainingsgruppe, wir besuchten auch gemeinsam die Wettkämpfe. Mein Vater arbeitet für die Skistock-Firma Leki, kennt die Szene also ebenfalls gut. Meine Schwester ist Hobby-Langläuferin. Ich wurde quasi in eine nordische Firma hineingeboren.
Was fasziniert Sie an diesem Sport? Dass ich draussen in der Natur Sport treiben kann, und zwar mit dem ganzen Körper. Im Langlauf kann man alles aus seinem Körper herausholen. Am spannendsten, auch zum Zuschauen, sind sicher die Sprintrennen. Ich bin eher der Ausdauersportler und auf die längeren Disziplinen spezialisiert.
Welche Ziele haben Sie? Was, denken Sie, ist realistisch? Ich möchte der beste Langläufer der Schweiz werden und es an die Weltspitze schaffen. Das ist schwierig, aber realistisch.
Wow, das sind hohe Ziele! Ja, aber dort, wo ich derzeit bin, habe ich die perfekte Ausgangslage und die besten Trainer. Ich setze im Moment voll auf den Langlaufsport. Das ist mein Leben. Ich trainiere zweimal täglich. Im August reiste ich mit 77 Kilogramm Körpergewicht nach Norwegen. Letzten Samstag kehrte ich mit 85 Kilogramm in die Schweiz zurück.
Unglaublich. Haben Sie Ihre Eltern überhaupt noch erkannt? (lacht) Ja, ich musste mir natürlich schon einiges anhören. Aber das Krafttraining ist nun einmal wichtig, wenn man im Langlaufsport erfolgreich sein will. Kurz vor meiner Abreise nach Norwegen absolvierte ich den Inferno-Triathlon und war deswegen oft auf dem Rennrad, da hatte ich die Kraft ein wenig vernachlässigt.
Wie sieht es finanziell aus, erhalten Sie externe Unterstützung? Ich habe Materialpartner, die mir Ski und Stöcke zur Verfügung stellen. Von der Stiftung Passion Schneesport erhalte ich einen Beitrag, und der Skiclub Matten, für den ich antrete, bezahlt für mich die Startgelder. Auch die Firma Mätzener & Wyss unterstützt mich, wofür ich sehr dankbar bin. Den grössten Teil aber leisten noch immer meine Eltern.
Welchem Wettkampf gilt aktuell Ihr Fokus? Dem Swiss-Cup vom Wochenende im Graubünden. Dort möchte ich mich im Klassisch-Sprint in den Top 10 und im Skating in den Top 5 klassieren. Mein Fernziel ist aber ganz klar die Junioren-Weltmeisterschaft Anfang März in Lillehammer.
www.bosv.ch27. November 2025