Bild: zvg

Interview mit Hanspeter von Allmen & Markus Eggler

Der Architekt Hanspeter von Allmen und der ­Finanzverwalter Markus Eggler haben gemeinsam ein Buch mit historischen Fotografien aus dem Lauterbrunnental veröffentlicht, 308 Seiten stark. Die Bilder stammen aus der Zeit von 1860 bis 1920 und zeigen ein Tal im Wandel – zwischen Naturgewalt, Tourismusboom und technischer Erschliessung. Im Gespräch erzählen die beiden, wie aus zwei privaten Sammlungen ein gemeinsames Werk wurde.

Wie kamen Sie dazu, sich mit alten Bildern zu beschäftigen? Markus Eggler: Ich habe früh angefangen, Ansichtskarten und Broschüren zu sammeln. Durch meine Arbeit als Finanzverwalter hatte ich Zugang zum Gemeindearchiv, und mit meinem Interesse für Ahnenforschung konnte ich viele Hintergründe recherchieren. Als ich Hanspeters Online-Sammlung entdeckte, war klar: Unsere Bestände ergänzen sich ideal. Hanspeter von Allmen: Ich bin mit dem Tal verwachsen. Die steilen Felswände, die Wasserfälle, die alten Häuser, das alles erzählt Geschichten. Ich wollte diese Geschichten sichtbar machen, bevor sie verblassen. Als Architekt habe ich auch ein Auge für bauliche Details und Veränderungen.

Was zeigen die Bilder konkret? Hanspeter von Allmen: Sie dokumentieren das gesamte Tal, von Lauterbrunnen über Wengen, Mürren, Gimmelwald, Stechelberg bis Isenfluh. Es sind Ortsbilder, Einzelobjekte, Bahnbauten, Hotels, Menschen. Manche Fotos sind technisch nicht perfekt, aber sie sind authentisch und erzählen vom Alltag und Aufbruch.

Gab es Lücken in der Sammlung? Markus Eggler: Ja, besonders von Stechelberg, Gimmelwald und Isenfluh war es schwierig, Material zu finden. Viele Fotografen konzentrierten sich auf die bekannten Postkartenmotive. Auch vom Bau der Hotels gibt es erstaunlich wenig. Offenbar war das kommerziell nicht interessant genug.

Wie war das Fotografieren damals überhaupt möglich? Hanspeter von Allmen: Mit viel Aufwand. Die Fotografen mussten schweres Gerät ins steile Gelände schleppen. Adolph Braun, William England, Francis Frith oder Johann Gabler haben das Tal fast vollständig dokumentiert. Zwischen 1880 und 1913 waren Bildpostkarten sehr beliebt, und die Schweiz war 1870 eines der ersten Länder, das sie einführte.

Wie hat sich das Tal seither verändert? Markus Eggler: Weniger als man denkt. Viele Gebäude aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stehen noch. Der Bauboom wurde damals jäh gestoppt. Seither blieb der Dorfkern weitgehend erhalten. Das macht den besonderen Reiz von Lauterbrunnen aus.

Was war der Auslöser für das Buchprojekt? Hanspeter von Allmen: Die Sonder­ausstellung im Tal- und ­Sagenmuseum 2023/24 war ein grosser Erfolg. Wir zeigten rund 150 Bilder. Danach war klar: Diese Sammlung gehört zwischen zwei Buchdeckel. Wir haben über 400 Bilder ausgewählt, recherchiert, digitalisiert und aufbereitet.

Welche Kriterien haben Sie bei der Auswahl der rund 400 Bilder für das Buch angewendet? Hanspeter von Allmen: Ich habe primär auf ­historische Aussagekraft, bildgestalterische Qualität und örtliche Repräsentation geachtet. Bilder, die technische Entwicklungen, markante Bauwerke oder typische Alltagsszenen zeigen, wurden bevorzugt; minderqualitative Aufnahmen wurden dennoch aufgenommen, wenn sie eine einzigartige Information lieferten. ­Markus Eggler: Für mich zählten Provenienz, Dokumentationswert und die Lückenfüllung in unserer Sammlung. Ich habe Bilder priorisiert, die Orte oder Zeiträume abdecken, die bislang unterrepräsentiert waren, und solche, deren Begleitinformationen – Datum, Foto-
graf, Quelle – verlässlich nachvollziehbar sind.

Was wünschen Sie sich von den Leserinnen und Lesern? Markus Eggler: Dass sie sich Zeit nehmen. Die Bilder sind Fenster in eine andere Welt. Sie zeigen nicht nur, wie es war, sondern auch, wie es sich angefühlt haben könnte. Hanspeter von Allmen: Und dass sie den Mut und den Glauben spüren, mit dem die Menschen damals gebaut, gewagt und geglaubt haben. Das Tal war schon früh ein Ort der Inspiration: für Dichter, Maler, Fotografen. Und hoffentlich auch für heutige Betrachterinnen und Betrachter.

Das Buch ist für Fr. 50.– plus Versand bestellbar bei Markus Eggler, Bei der Zuben 470, 3822 Lauterbrunnen, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
06. November 2025

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