Bild: zvg

Interview mit Annette Marti

«KWO einhundert, Streifzüge durch die Welt der Wasserkraft» ist ein vielschichtiges, detailreiches und visuell eindrucksvolles Buch zur hundertjährigen Geschichte der Kraftwerke Oberhasli AG. Bereits erscheint die zweite Auflage des umfangreichen Buchs. Autorin Annette Marti aus Unterseen gibt Einblick in die Entstehungsgeschichte.

Anzeiger Interlaken: Bereits steht die nächste Auflage Ihres neusten Buches an, wie ist Ihre Gefühlslage? Annette Marti: Das ist absolut fantastisch. Viele Menschen hier in der Region sind eng mit der KWO verbunden, umso schöner ist es, wenn gerade sie das Buch kaufen. Thomas Huber, Leiter Kommunikation bei der KWO, Fotograf David Birri und der Grafiker Alain Gruber haben mit mir an diesem Buch gearbeitet. Wir alle teilen eine Faszination für diese Welt: das Haslital, die Landschaften, die Kraftwerkswelt.

Was war dabei die grösste Herausforderung – und vielleicht auch die grösste Überraschung? Knifflig waren die komplizierten historischen Zusammenhänge, hier hat uns ein Wirtschaftshistoriker unterstützt. Die grösste Überraschung war, dass gefühlt jeder Zweite einen Verwandten hat, der für die KWO arbeitete oder auf einer Baustelle tätig war. So übrigens auch mein eigener Grossvater, ein Zürcher Ingenieur, der an der Oberaar mitgearbeitet hat. Diese persönlichen Verbindungen machen die Geschichte für viele Personen zu einem Teil ihrer eigenen Vergangenheit.

Fotograf David Birri begleitet die KWO seit vielen Jahren. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit, insbesondere die Auswahl seiner Fotografien und der historischen Aufnahmen? Mit jemandem wie ihm zu arbeiten ist fantastisch. Er kennt die Region sehr gut und kann Realitäten und Menschen sofort in den Vordergrund stellen. Er kriecht in Tunnels, steigt irgendwo hoch – er ist immer begeistert. Er erfasst Situationen exakt so, wie sie sind.

Beim Zusammenspiel von Text und Bild entsteht oft ein eigener Rhythmus. Wie haben Sie diesen Dialog zwischen Wort und Fotografie entwickelt? Nicht nur Bild und Text müssen zusammenspielen, auch die Gestaltung ist ganz zentral. Manchmal war es ein Kampf, alles so zu­sammenzubringen, dass ein nachvollziehbarer Weg entsteht, ein bisschen wie eine Suche durch den Nebel. Man ist nicht immer gleicher Meinung, aber gerade daraus entsteht oft etwas Besseres. Die KWO hat uns viel freie Hand gelassen, war aber immer involviert.

Wie haben Sie entschieden, was Eingang in das Buch findet und was bewusst ausgelassen wird? Relativ früh entstand die Idee, die Geschichten geografisch zu verorten und nicht streng chronologisch zu erzählen. Dadurch konnten wir Bögen spannen – etwa über die Handegg oder den Grimselpass. Das hat gut funktioniert. Zugleich wollten wir die Leserschaft dazu einladen, diese Plätze selbst zu erkunden, weil es so viele Spuren gibt: das versunkene Hospiz, alte Seilbahn-Überreste. Und natürlich auch die Themen der Gegenwart wie Umweltschutz oder Energiedebatten.

Gab es Augenblicke, in denen Sie sich in der Fülle der Geschichte zu verlieren drohten? Ganz viele. Man muss sich unterwegs verlieren, sonst entdeckt man nie Überraschendes. Wenn man nur am Konzept klebt, entsteht nichts Lebendiges. Aber unsere Deadline – das Jubiläum am 20. Juni 2025 – war unerbittlich.

Wenn ein Buch nach so langer Arbeit zum ersten Mal gedruckt vor Ihnen liegt, was geht einem da durch den Kopf? Erleichterung, dass wir es geschafft haben. Und Stolz. Es war manchmal eine rechte Schufterei, fast ein bisschen wie Arbeiten im Stollen: pickeln im übertragenen Sinn.

Daniel Anker hat über Ihr Buch gesagt: «Was für Leben und Arbeiten, was für Werke! Und was für ein Werk.» Wie haben Sie die Reaktionen auf das Buch aufgenommen? Für mich ist das Wichtigste, dass die Menschen aus der KWO-Welt sich darin wiedererkennen. Wenn diese Leute ein positives Feedback geben, bedeutet mir das am meisten.

Zum Abschluss: Was wünschen Sie sich, dass Leserinnen und Leser mitnehmen? Ich hoffe, dass das Buch die Neugier und das Interesse für die Region und ihre Geschichte weckt. Und vielleicht inspiriert es Menschen, eigene Geschichten zu entdecken – im Familienalbum oder am Küchentisch.»

«KWO einhundert, Streifzüge durch die Welt der Wasserkraft», 250 Seiten, über 200 schwarz-weisse und farbige Abbildungen, Verlag Hier und Jetzt, ISBN 978-3-03919-650-0. Erhältlich im lokalen Buchhandel.

www.hierundjetzt.ch
18. Dezember 2025

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