Barbara Stäger, Präsidentin des Vereins für Vogelschutz und Vogelkunde Bödeli. (Bild: zvg)

Engagement für die Vogelwelt auf dem Bödeli

Vogelschutz – Barbara Stäger steht dem Verein für Vogelschutz und Vogelkunde Bödeli vor. Im Gespräch erzählt sie, wie sich der Verein für die heimische Vogelwelt einsetzt und weshalb die Suche nach einem passenden Vereinslokal auf ihrer To-do-Liste steht.

Anzeiger Interlaken: Frau Stäger, wie hat Ihr Engagement für den Vogelschutz begonnen? Barbara Stäger: Ich bin quasi hineingewachsen. Mein Vater war schon im Verein aktiv, und ich bin oft mitgegangen, wenn er Nistkästen anbrachte oder verletzte Tiere rettete. Tiere waren immer in meinem Fokus – dieses Verantwortungsgefühl ist geblieben. Als der Vorstand vor zwölf Jahren eine Nachfolge suchte, habe ich das Präsidium gerne übernommen.

Ihr Verein zählt inzwischen über 160 Mitglieder. Was steht im Zentrum der Vereinsarbeit? Wir engagieren uns für die einheimischen Vögel und ihre Lebensräume. Dazu gehört die Pflege von rund 250 Nistkästen, das Winterfüttern an mehreren Standorten, Exkursionen, Vorträge und unser Notruftelefon für verletzte Vögel. Wir arbeiten dazu eng mit Tierkliniken und Pflegestationen zusammen. Bei der kantonalen Wildvogel-Pflegestation in Oberwil i.S. war jahrelang Verena Stauffer unsere Kontaktperson. Sie gab unzähligen Wildvögeln und anderen Tieren eine zweite Chance. Besonders beliebt ist unser ornithologischer Grundkurs mit Theorie und Exkursionen – von Siedlungs­vögeln über Wald- bis zu Wasservögeln.

Gibt es Arten, die Ihnen speziell am Herzen liegen? Ja, Mauersegler und Schwalben faszinieren mich besonders. Mein Vater lockte damals an der Waldeggstrasse in Interlaken die Segler mit Tonbandrufen an. Seither brüten sie dort jedes Jahr. Diese Vögel sind aussergewöhnlich: Sie schlafen und paaren sich im Flug, und sie sind zwar Zug­vögel, trotzdem äusserst standorttreu. Ihr ganz spezieller Ruf klingt für mich wie Sommer pur.

Was können wir alle im Alltag tun, um Vögeln zu helfen? Schon kleine Dinge wirken: einheimische Sträucher pflanzen, Laub liegen lassen, Hecken nicht radikal schneiden. Keine exotischen Gehölze, sie bieten kaum Nahrung. Gärten sollen Lebens­räume bleiben, nicht zu Schotterwüsten werden. Und bitte: Wassertonnen und Pools sichern! Viele Vögel und andere Tiere ertrinken, weil sie da zumeist keine Ausstiegshilfe finden.

Welche Veränderungen beobachten Sie auf dem Bödeli? Erfreulich ist unser Mitgliederzuwachs – mit mehr Menschen erreichen wir mehr Bewusstsein. Auch Projekte wie die Naturgartenecke oder Blumenwiesen beim Gymnasium Interlaken tragen Früchte. Der Bestand an Rotmilanen hat in den letzten Jahren gesamtschweizerisch stark zugenommen, was mich freut. Sorgen macht mir aber die zunehmende Bodenversiegelung. Jeder versiegelte Quadratmeter bedeutet weniger Lebensraum.

Sie suchen ein Vereinslokal – warum ist das so wichtig? Wir haben viele Anlässe, aber keinen fixen Treffpunkt. Ein Raum für etwa fünfzig Personen wäre ideal, um Kurse, Vorträge und Sitzungen abzuhalten. Momentan sind wir dazu an verschiedenen Orten, Gymnasium, Artos, Futura. Ein eigenes Lokal würde die Gemeinschaft noch mehr stärken, und wir könnten da auch unsere Vogelpräparate lagern.

Gibt es eine Begegnung, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Ja, eine schöne Geschichte spielte sich letzten Juni auf der Dupontbrücke ab: Dort brütete eine Stockente in einer Blumenkiste – mitten im Verkehr. Das Team vom Anzeiger Interlaken hat das bemerkt und mich informiert. Wir konnten sie zwar nicht umsiedeln, weil sie sonst das Gelege verlassen hätte. Also haben wir sie weiterhin beobachtet und gehofft, dass die Jungen es sicher ins Wasser schaffen. Die Gemeinde hat sogar einen Moment lang aufgehört, die Blumen in diesem Kistli zu wässern. Eines Morgens war sie mitsamt ihren Jungen weg. Solche Momente zeigen, wie wichtig Aufmerksamkeit und Mitgefühl im Alltag sind.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Ich wünsche mir, dass wir die einheimische Vielfalt erhalten – und dass mehr Menschen achtsam mit Natur und Tierwelt umgehen. Und vielleicht lässt sich eines Tages meine Vision verwirklichen: kleine Inseln in der Aare (Goldey), wo Wasservögel brüten und ausruhen können, geschützt vor Menschen und Füchsen. Das wäre ein echtes Vogelparadies auf dem Bödeli.

www.vsvb.ch


Zur Person

Barbara Stäger (62) lebt in Matten und arbeitet heute hauptberuflich als Sachbearbeiterin in einer örtlichen Advokatur. Bereits ihr Vater, Sepp Stäger, engagierte sich im Verein für Vogelschutz und Vogelkunde Bödeli. Seit 2013 steht Barbara Stäger nun dem Verein als Präsidentin vor: «Tiere waren schon immer in meinem Fokus.» Ornithologisch geschulte Vereinsmitglieder unterstützen sie bei der fachlichen Arbeit, während sie das Ehrenamt mit viel Herzblut und Organisationsgeschick ausübt.

Über den Verein

Der Verein für Vogelschutz und Vogelkunde Bödeli (VSB) setzt sich seit Jahrzehnten für den Schutz einheimischer Vogelarten und ihrer Lebensräume ein. Dazu gehören die Pflege von rund 290 Nistkästen, Exkursionen, Informationsabende sowie die Betreuung verletzter Vögel in Zusammenarbeit mit Fachstellen. Ziel ist es, Wissen zu vermitteln, Lebensräume zu erhalten und die Bevölkerung für Naturschutzthemen zu sensibilisieren.

Kurz zur Geschichte
Gegründet wurde der Verein 1964 als Abteilung des Ornithologischen Vereins Interlaken. Seit 1971 besteht er als eigenständiger Verein, ab 1987 als Mitglied von BirdLife Schweiz, der landesweit wichtigsten Organisation im Bereich Vogelschutz. Trotz struktureller Veränderungen blieb das Kernanliegen stets gleich: heimische Vögel schützen und retten, Lebensräume fördern und Menschen für die Natur und den Vogelschutz begeistern.
11. Dezember 2025

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