Bild: Hans Heimann

Interview mit Anita Zumbrunn

Vor 25 Jahren gründete Anita Zumbrunn ihre eigene Sattlerei. Im Interview verrät die Fachfrau, wie sie Sattlerin geworden ist und was ihr am diesem Beruf gefällt. Auch erklärt sie, warum ihr bastelnde Kinder am Herzen liegen und wie sie ihr 25-Jahr-Betriebsjubiläum feiern will.

Anzeiger Interlaken: Aus welchem Grund und wann haben Sie sich entschieden, Sattlerin zu werden? Anita Zumbrunn: Es wurde mir wohl von meiner Mutter in die Wiege gelegt. Sie malte und nähte stets irgendetwas und wir durften dabei mithelfen. Ich habe schon immer gerne gebastelt, ganz einfach mit Papier, Leim, Klebestreifen und Farbstiften. Nach Schulaustritt erlernte ich Verkäuferin. Bereits damals nähte ich oft und gerne. Danach wurde ich gelegentlich von Motorradkollegen angefragt, ihnen ihre Motorradsättel zu nähen.

Wurden Sie so zur Sattlerin? Nein, das war anfänglich ein schwieriges Unterfangen. Das Nähen mit Leder wollte mir nicht gelingen, ich scheiterte kläglich daran. Diese Erfahrung hat mich dazu bewogen, diesen Beruf zu erlernen.

Wie lange dauerte die Ausbildung? Drei Jahre. Damals hiess der Beruf Carosseriesattler oder -sattlerin. Heute lautet die Berufsbezeichnung Fachleute Textil und Leder Fachrichtung Fahrzeug und Technik. Dann gibt es noch die Fachrichtung Reitsport sowie Feinleder; dieser Beruf wird Täschner genannt. Wir haben in der Schweiz einen sehr kleinen Verband mit einer einzigen Fachschule in Zofingen, Kanton Aargau.

Bilden Sie auch Lehrlinge aus?
Ja, und ich darf behaupten, mein Betrieb bietet eine ideale Lehrstelle, da meine Lehrlinge hier erlernen, mit unterschiedlichen Materialien umzugehen. Die Arbeit ist äusserts abwechslungsreich, jeder Tag ist anders. Wir führen alles aus – von kleinen Reparaturen, beispielsweise die komplette Restauration der Innenausstattung von Fahrzeugen, bis hin zu Bootsblachen. Zudem habe ich die Meisterprüfung und bin auch im Expertenteam.

Wenn Sie zurückblicken, welche Schwierigkeiten gab es zu meistern? Ich durfte von Anfang an auf eine gute Unterstützung meiner Eltern zählen. Auch auf meine Schwester, die für die Finanzen zuständig ist. Von den Ringgenberger Gemeindebehörden erhielt ich volle Unterstützung. Sie gaben mir damals die Chance, in dem alten Lagerraum mit einer Sattlerei meinen Traum und den Schritt in die Selbstständigkeit zu realisieren.

Wie hat sich der Beruf in den letzten Jahren verändert?
Obschon es ein sehr altes Handwerk ist, verändert sich die Arbeit stets. Etwa betreffend Materialien, mit denen wir arbeiten, aber auch bei der Art der Aufträge, die wir bekommen. Da denke ich an Beschattungen, die nach den örtlichen Begebenheiten oder dem Objekt von uns speziell angefertigt werden. Auch bei diesen hat sich die Art des zu bearbeitenden Materials nach und nach verändert.

Haben Sie sonst noch Veränderungen oder Modetrends festgestellt? Der Trend zu Nachhaltigkeit macht sich auch in unserem Metier bemerkbar. So überziehen wir vermehrt Stühle von Kunden mit neuem Überzug, anstatt dass diese weggeworfen werden. Zu einer meiner Lieblingsarbeiten wurde die Herstellung von individuell angefertigten Überzügen von Motorradsätteln. Ich bin selbst Motorradfahrerin und nehme sehr gerne an Motorradtreffen in der ganzen Schweiz teil. Dort mache ich Werbung für meinen Betrieb.

Wie feiern Sie Ihr 25-Jahr-Jubiläum?
Am Marktgassenfest im Mai in Interlaken habe ich vor dem Lokal, wo ich im Schaufenster auf meine Sattlerei aufmerksam mache, eine Musikband engagiert und Kinder zum Malen eingeladen. Die über 40 Zeichnungen sind nun dort im Schaufenster zum Bewerten ausgestellt. Wie das geht, ist dort beschrieben. Vor Weihnachten werde ich den Gewinner oder die Gewinnerin bekannt geben. Und dann werde ich nochmals eine Party steigen lassen, voraussichtlich im Atelier in Ringgenberg, und damit das Jubiläumsjahr ausklingen lassen.

www.d-sattleri.ch
12. September 2024

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