Bild: Fritz Lehmann

Interview mit Ueli Bettler

Der Keramiker und Autodidakt aus Matten bei Interlaken erschafft in seinem Atelier eine Welt voller kleiner, verborgener Schönheiten. Seit über 50 Jahren arbeitet er mit Ton und findet seine Inspiration in der Natur, den Menschen und alltäglichen Dingen. Ein Gespräch über die aktuelle Ausstellung, seinen Werdegang und den Humor in seiner Kunst.

Wie sind Sie zur Keramik gekommen? Ueli Bettler: Durch meine erste Stelle als Lehrer von 1967 bis 1969 in Saxeten. Dort hatte ich eine Gesamtschule und musste mit der 1. bis 9. Klasse in einem Klassenzimmer im Fach Gestalten etwas machen, wo alle Kinder einen Zugang hatten. So bin ich zum Ton gekommen. Damit kann ein Erstklässler genauso arbeiten wie ein Neuntklässler. Und das hat unglaublich gut funktioniert und den Kindern viel Spass gemacht.

Wie ging es weiter? Seitdem habe ich mit Ton gearbeitet und mich autodidaktisch weitergebildet. Ich war auch oft bei Töpfern in der Werkstatt. Dort konnte ich viel lernen. 1974 hatte ich in meinem Haus in Matten auch Platz für ein ­Atelier. Jede freie Minute habe ich im Atelier verbracht. Das hat mich ein Leben lang sehr erfüllt.

Ihre Skulpturen sind oft humorvoll. Was inspiriert Sie zu diesen humorvollen Motiven und welche Rolle spielt Humor in Ihrer Kunst? Das ist Ausdruck meiner persönlichen Grundhaltung. Ich sehe das Glas immer halb voll, ich bin ein sehr optimistischer Mensch. Ich möchte keine Werke schaffen, die deprimieren und belasten. Sondern ich will Figuren gestalten, an denen man Freude haben und schmunzeln kann. Meine Bilder sollen die kleinen Dinge der Natur zeigen oder alle Schönheiten meiner Heimat darstellen. Ich will zum Sehen anregen.

Wie haben Sie als Autodidakt Ihre eigene Ausdrucksform entwickelt?
Indem ich immer nur für mich gearbeitet habe, ohne nach links oder rechts zu schauen. Meine Glasuren entwickle ich alle selber, so habe ich eine Vielzahl von Farben zur Verfügung. Dazu habe ich immer wieder Tipps von Töpfern erhalten. Und meine Keramiken werden alle im eigenen Ofen gebrannt. Ich mache keine Gebrauchskeramik, höchstens einmal eine Obstschale, sondern Skulpturen und Bilder.

Wie haben Sie Ihren Stil gefunden und wie hat er sich im Laufe der Jahre entwickelt? Berge sind ein sehr vielfältiges Thema, aber auch kleine Dinge wie Pilze, Flechten und so weiter. Aber auch die Figuren, die ich geschaffen habe – von Unspunnen über Tiere bis hin zu Meerjungfrauen – liegen mir sehr am Herzen. Meine Enkelkinder haben mich zu den Tierfiguren inspiriert, die ich dann weiterentwickelt habe, Kühe, Bären, Katzen etc.

Sie haben 2005/06 das Unspunnenfest als OK-Präsident repräsentiert, ebenso 2017. Wie hat diese Erfahrung Ihre künstlerische Arbeit beeinflusst? Das Unspunnenfest hat mich sehr inspiriert. Ich habe Figuren von Jodlern gemacht, Hornussern, Fahnenschwingern. An den grossen Skulpturen arbeite ich beinahe ein Jahr und darauf sind interessante Details zu finden. Beim Jodler zum Beispiel stammt das Schweizerkreuz auf den Knöpfen von einer alten Militäruniform.

Gibt es ein bestimmtes Werk oder eine Serie, die Ihnen besonders am Herzen liegt? Bekannte Werke von mir sind zum Beispiel das abgebrannte Streichholz oder das «Öpfelgrübschi». Die Alpen im Berner Oberland sind für mich ein sehr vielfältiges, immer wieder inspirierendes Thema.

Die Ausstellung in Thun präsentiert Ihre Werke in einem besonderen Ambiente. Was bedeutet dieser Ort für Sie und Ihre Kunst?
Martin Peter Flück aus Brienz oder Bendicht Friedli aus Unterseen oder Ernst Hanke aus Ringgenberg haben hier ausgestellt. Für mich ist es eine Ehre und Freude, mich dort ebenfalls zu präsentieren. Gezeigt werden Arbeiten, die in den letzten 3, 4 Jahren entstanden sind. Während der Pandemie konnte ich viel arbeiten und die Zeit gut nutzen.

Was erhoffen Sie sich, das die Besucher Ihrer Ausstellung von Ihren Werken mitnehmen?
Für mich ist es eine Premiere dort. Ich hoffe, dass einige Leute kommen und wir gute Gespräche führen können. Und natürlich auch, dass ich das eine oder andere Werk verkaufen kann.

Ausstellung «Keramik», Galerie Hodler, Frutigenstrasse 46A, Thun, Vernissage: Sonntag, 20. Oktober, 11.00 Uhr; Finissage: 9. November 2024.

www.uelibettler.ch
10. Oktober 2024

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