Bild: zvg

Interview mit Ernst Hanke

Ernst Hanke hat im Lauf seines Lebens viele Bilder gesehen, noch mehr gedruckt und unzählige selbst mitgestaltet. Seine Lithografien und Gemälde erzählen Geschichten in Schichten: von Hand auf Stein, von Herz auf Papier. Der gebürtige Zürcher lebt seit vielen Jahren in Ringgenberg. Ein Gespräch mit dem 80-Jährigen über füllige Frauenbilder, schwere Steine und das grosse Geschenk der Zusammenarbeit.

Herr Hanke, Sie haben sich über Jahrzehnte dem Steindruck verschrieben. Was hat Sie von Anfang an fasziniert, und was hält bis heute an? Ernst Hanke: Ich musste den Steindruck ein Jahr lang erlernen, weil mein Lehrmeister meinte: Wer das nicht kann, wird nie ein guter Offsetdrucker. Steindruck erlaubt viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten als andere Techniken und entspricht meiner Liebe zum Zeichnen und Malen. Heute kenne ich das ganze Spektrum und möchte mein Wissen weitergeben, damit der Steindruck weiterlebt.

Ihre aktuelle Ausstellung umfasst Bilder, Zeichnungen, Lithografien – und sogar Monster. Was verbindet diese Werkgruppen?
In der Ausstellung tauchen neben neuen Arbeiten auch ältere auf: etwa meine erste Lithografie von 1962, alte Rotring-Zeichnungen und angefangene Kinderbücher. Die Monster entstanden, als wir Grosseltern wurden: Ich wollte etwas anderes als den klassischen Teddybären machen.

Sie haben mit namhaften Künstlern wie Paul Wunderlich, Susanne Hartmann oder Günter Grass gearbeitet. Was macht eine gute Zusammenarbeit aus? Man muss sich mögen und verstehen. Wenn damals ein neuer Künstler zu uns kam, mussten wir in zehn Minuten entscheiden, ob wir mit dieser Person die nächsten zwanzig Jahre arbeiten können. Wenn das Gefühl nicht stimmte, empfahlen wir eine andere Werkstatt.

In Ihren eigenen Bildern, besonders den grossformatigen Acrylwerken, spielen Frauen eine zentrale Rolle. Was zieht Sie an diesem Motiv an, und was erzählen Ihre Frauenbilder? Ich mag Frauen. Ich bin seit über 50 Jahren mit einer fülligen Frau verheiratet: Warum also die Venus von Milo malen? So habe ich begonnen, Frauen mit üppigen Formen zu malen. Erst nach Vorlagen aus dem Internet, aber immer mit Erlaubnis, später mit Modellen. Von meiner Frau gibt es nur ein Bild – für sie ist das völlig genug. Meine Botschaft ist: Nicht nur schlanke Figuren sehen gut aus.

Die Lithografie gilt als technisch anspruchsvoll. Wie hat sie Ihre eigene Handschrift geprägt? Meine Handschrift wurde früh fest­gelegt. Mit Paul Wunderlich habe ich viele technische Fertigkeiten erlernt und daraus meinen eigenen Stil entwickelt. Durch die Zusammenarbeit mit Künstlern habe ich enorm viel gelernt, vor allem beim Zuschauen. Ich war immer ein Perfektionist und bin es heute noch (lacht).

Mit Ihrer Frau Erika haben Sie nicht nur eine Druckerei aufgebaut, sondern auch ein künstlerisches Zuhause für viele geschaffen. Was bedeutet diese gemeinsame Arbeit für Sie persönlich? Aus Bekanntschaften wurden Freundschaften. Durch Besuche bei Künstlern sind Erlebnisse entstanden, die sonst nicht möglich gewesen wären. Meine Frau kam oft mit als die gute Seele des Hauses. Bei privaten Problemen war sie die beste Zuhörerin. Und sie hat in all den Jahren täglich für Künstler und Mitarbeitende gekocht. Wenn Not am Mann war, legte sie auch Papier an der Schnellpresse ein. Ohne sie hätte es die Druckerei nicht gegeben.

Sie haben Ihre Druckmaschine einem jüngeren Künstler in Schweden übergeben. Welche Gedanken begleiteten diesen Schritt? Das Schlimmste wäre gewesen, wenn wir die Maschinen hätten verschrotten müssen. Es freut mich, dass die Presse noch läuft. Und online kann ich verfolgen, was dort gedruckt wird. Wir haben jetzt einen wunderschönen Ferienplatz im tiefen Wald, nördlich von Karlskrona.

Was wünschen Sie sich, dass die Besucherinnen und Besucher Ihrer Ausstellung mitnehmen, ausser einem Katalog oder einem Bild? Ein gutes Gefühl, ein Schmunzeln, und vielleicht die Idee, auch wieder einmal selbst ­etwas Schönes zu erschaffen.

Vom 7. bis 29. Juni: Bilder, Zeichnungen, Monster & Lithografien von Ernst Hanke in der Galerie Kunstsammlung Unterseen KSU, Stadthaus Unterseen, www.kunstsammlung-unterseen.ch
05. Juni 2025

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