Ruedi Zurfluh vor der kleinen Wiese auf der Grossen Scheidegg, wo jeweils das Schwingfest stattfindet. Damit die Kühe den Platz nicht verunreinigen, ist er aktuell noch abgesperrt. (Bild: Christoph Buchs)

Schwingsport auf 2000 Metern über Meer

Schwingen – Am 27. Juli findet der Grosse Scheideggschwinget statt. Obwohl hier in aller Regel nicht die stärksten Athleten des Landes zusammengreifen, ist das Regionalfest insbesondere für junge Aktive und für den Nachwuchs von grosser Bedeutung.

«Seit vielen Jahrhunderten war es unter den bernischen Sennen des Emmentals und des Oberlandes Sitte, sich einmal im Jahr auf einer aussichtsreichen Höhe zwischen zwei Talschaften zu einer Älplerchilbi zu versammeln. Natürlich wurde dabei geschwungen, galt es doch, die wichtige Frage zu entscheiden, wer der Stärkste sei. Dem Schwingen folgte ein fröhlicher Bergdorfet mit Tanz und Gesang. Die Emmentaler trafen sich auf der Lüderen (…), die Grindelwaldner und Oberhasler auf der Grossen Scheidegg (…).»

So steht es in der «Neuen Zürcher Zeitung» vom 9. August 1921 geschrieben. Auch über 100 Jahre später packen sich an selber Stätte die Bösen an den Zwilchhosen – wenn auch nicht die Allerbösesten. Der Grosse Scheideggschwinget hat zwar eine lange Tradition, ist aber, im Gegensatz zu anderen Festen, stets klein und überschaubar geblieben. Und doch darf die Bedeutung eines kleineren Schwingfests nicht unterschätzt werden.

Kleinere Konkurrenz
Ruedi Zurfluh erklärt: «Unser Schwinget ist vor allem für jüngere Aktivschwinger gedacht. Hier können sie Erfahrungen sammeln, vielleicht auch mal schöne Erfolge und gute Rangklassierungen feiern.» An Kranzfesten müssen insbesondere die Jüngeren, die frisch zu den Aktiven übergetreten sind, in aller Regel unten durch. Auf der Scheidegg ist die Konkurrenz weniger gross, auch wenn sich immer wieder Kranzer anmelden. Selten stehen auch Eidgenossen im Sägemehl, wie im Corona-Jahr 2021, als viele grössere Schwingfeste abgesagt werden mussten.

Seit sechs Jahren präsidiert Zurfluh den Schwingklub Grindelwald und ist Cheforganisator des Scheideggschwingets. Der 49-Jährige weiss aus bester Erfahrung, wie man zupackt. Zwölf Kränze erschwang sich der Luzerner in seiner ­Aktivkarriere. Im Jahr 2000 griff er auf dem Stoos gleich mit vier Eidgenossen zusammen. Trotz Sieg gegen den legendären Hans-Peter Pellet reichte es knapp nicht zum Kranz. «Dennoch war das wohl mein bestes Schwingfest», erinnert er sich.

Nach seinem Rücktritt suchte Zurfluh in der ganzen Schweiz eine Alp mit Rinderbetrieb und wurde in Grindelwald fündig. «Dies ist mein 21. Sommer hier», sagt der zweifache Familienvater. Der 15-jährige Sohnemann Ben schwingt ebenfalls. Er hat sich schon einige Zweige erkämpft – unter ­anderem vor zwei Jahren auf der Scheidegg.

Wasser zum Duschen ist knapp
Neben zirka 30 Aktivschwingern misst sich am 27. Juli auch der Nachwuchs auf der Passhöhe: Rund 120 Jungtalente sind jeweils gemeldet. So wird die Organisation auf dem kleinen Wettkampfplatz hinter dem Berghotel zur logistischen He­rausforderung. Es kam auch schon vor, dass das Warmwasser nicht für alle Sportler zum Duschen reichte. «Dann waschen sie sich halt im Brunnen, so wie früher», sagt Zurfluh. Das Urtümliche mache ein Schwingfest wie jenes auf der Scheidegg so speziell. Auch einen grossen Gabentempel sucht man hier vergebens. Die Besten erhalten kleine Bargeldpreise, Gutscheine oder den einen oder anderen Holzpreis.

Urtümlich, aber beliebt – auch bei Zuschauerinnen und Zuschauern: Rund 400 Personen verfolgen jeweils das Geschehen. Sofern das Wetter mitspielt. Dies macht Zurfluh auch in diesem Jahr am meisten Sorgen. «Auf 2000 Metern über Meer haben wir eines der höchstgelegenen Bergfeste in der Schweiz. Aber hier sind wir auch dem Wetter ausgesetzt.» Wind und Regen führten immer wieder zu Absagen. Kann das Schwingfest nicht am Samstag, 27. Juli, stattfinden, wird es auf den Sonntag verschoben.

www.bergschaft-scheidegg.ch
25. Juli 2024

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