128 Schweizer Athletinnen und Athleten nehmen an den Olympischen Sommerspielen in Paris teil. Darunter mit dem Niederrieder Thierry Bollin auch ein Berner Oberländer. Der 24-jährige Schwimmer weilt zur Vorbereitung auf seine Wettkämpfe bereits in Frankreich.
Anzeiger Interlaken: Wobei stören wir Sie gerade? Thierry Bollin: Mit dem Schweizer Schwimmteam absolviere ich ein Vorbereitungscamp in der Nähe von Paris. Die Umgebung ist perfekt, um vom Alltagsstress runterzufahren und sich auf die Wettkämpfe zu fokussieren. Ich mache ein bis zwei Trainings pro Tag, die restliche Zeit dient der Entspannung. Wir verbringen viel Zeit mit dem Team, was mir sehr Spass macht.
Wann gilt es für Sie ernst? Am Sonntag, 28. Juli, finden die Vorläufe und Halbfinals meiner Hauptdisziplin statt, 100 Meter Rücken. Das Finale wäre dann am Montag. Ob ich über 50 Meter Crawl auch teilnehme, ist aktuell noch nicht klar.
Welche Ziele sind für Sie im Rückenschwimmen realistisch? Ich möchte ins Halbfinale. Dies wird schon mal eine Herausforderung, schliesslich sind die Allerbesten der Welt am Start. Schaffe ich das Halbfinale, bin ich unter den besten 16, damit wäre ich sehr zufrieden.
Beim Schwimmen gilt es, in einer sehr kurzen Zeit die beste Leistung abzurufen. Für 100 Meter Rücken brauchen Sie weniger als eine Minute. Ist dies auch mental eine Herausforderung? Einerseits schon. Im Wasser sind wir ganz alleine auf uns gestellt und müssen einfach abliefern. Aber ich schwimme jetzt doch schon einige Jahre und weiss, worauf ich mich einstellen muss. Ich kenne meine Abläufe und gehe top vorbereitet in einen Wettkampf. Dabei hilft mir auch ein Mentalcoach.
Das erste Halbjahr 2024 verlief für Sie turbulent. Nach einem Tief im Winter unterboten Sie an der Schweizer Meisterschaft im April die Olympia-Limite. Rückblickend: Wie haben Sie diese Zeit erlebt? Die Olympischen Spiele waren schon immer mein Ziel. Ich wusste, dass ich bis Juni die Qualifikation schaffen musste. Ich war froh, dass es so früh geklappt hat – das war ein unglaubliches Gefühl damals.
Wie verlief Ihr Weg als Schwimmer, wie fing alles an? Als Kind schwamm ich einfach aus Spass. Im Schwimmklub habe ich meine Kollegen getroffen. Den Weg zum Leistungssportler nahm ich eigentlich erst nach Abschluss meiner KV-Lehre in Angriff. Für mich war das eine prägende Zeit. Ich erreichte schon früher viele gute Resultate, darunter gewann ich Medaillen an Jugend-Europameisterschaften. Aber mein Entschluss, voll auf das Schwimmen zu setzen, fiel relativ spät.
Wie lauten Ihre langfristigen Ziele? Mit der Olympia-Qualifikation habe ich schon ein grosses Ziel erreicht. In Zukunft möchte ich gerne im Schwimmsport neue Wege erkunden, meinen eigenen Weg gehen und schauen, wie weit ich damit komme. Ich möchte mich ans Limit pushen und mutig sein. Schwimmen ist grundsätzlich ein traditioneller Sport, die Trainingsmethoden sind eher konservativ. Dies möchte ich ändern. Ich habe ein gutes Umfeld, das mich dabei unterstützt.
Und was folgt nach Olympia als Nächstes? Im Oktober findet in China, Südkorea und Singapur der World Aquatics Swimming World Cup statt. Darauf freue ich mich sehr. Auch an der WM in Budapest im Dezember werde ich teilnehmen. Die Planung findet fortlaufend statt. Aber nach den Olympischen Spielen werde ich zuerst mal Ferien machen.
www.swiss-aquatics.ch25. Juli 2024