Ihnen gehört die Zukunft: Nachwuchsfussballer des FC Interlaken beim Training. (Bild: zvg)
Fussball – Die 1. Mannschaft des FC Interlaken hat eine der erfolgreichsten Saisons der Vereinsgeschichte hinter sich. Bemerkenswert: Das Kader besteht aus lauter Eigengewächsen.
Mit 15 Siegen, sechs Unentschieden und nur fünf Niederlagen hat der FC Interlaken die Saison auf dem zweiten Tabellenrang abgeschlossen. Die 1. Mannschaft gehört zu den Spitzenteams in der 2. Liga. Offensiv mit Durchschlagkraft, defensiv stabil, vor Heimpublikum eine Macht – kurz, der FCI macht Freude. Bemerkenswert dabei sind insbesondere zwei Tatsachen: das äusserst junge Durchschnittsalter von ca. 24 Jahren. Und die Zusammensetzung der Mannschaft: Abgesehen von Torhüter Nicola Fankhauser, der beim FC EDO Simme und im Nachwuchs des FC Thun gross geworden ist, besteht die Mannschaft samt und sonders aus Eigengewächsen.
Für René Brandenberger, beim FC Interlaken seit einigen Jahren für die sportliche Belange im Aktiv- und Nachwuchsfussball verantwortlich, bringt dies diverse schöne Nebeneffekte. Der augenfälligste: das Publikumsinteresse. «Die Lanzenen ist eine Begegnungsstätte geworden. Man kennt sich. Bei schönem Wetter haben wir an einem Derby-Samstag bis zu 400 Zuschauerinnen und Zuschauer», so Brandenberger. Ein weiterer Effekt: Auf dem Transfermarkt kann sich der FCI zurückhalten. Aber er verschliesst sich nicht: Besteht bei auswärtigen Spielern das Interesse, dann ist der FC Interlaken offen. «Bei uns dürfen alle mitmachen, solange die Leistung stimmt.»
Ausreichende Breite
Gemäss Brandenberger ist die Philosophie hinter diesem Erfolg relativ einfach zu erklären: gezielte Arbeit an der Basis. «Im Kinderfussball fängt es an», sagt der Leissiger. In allen Juniorenstufen hat der FCI eine ausreichende Breite, um mehrere Teams zu melden. Sie werden in Leistungsstufen unterteilt, wobei die Talentiertesten jeweils in den sogenannten A-Mannschaften spielen. «Hier brauchen wir die besten Trainer», so Brandenberger.
Diese zu finden, sei eine der grösseren Herausforderungen in seinem Job. «Es müssen nicht zwingend die besten Fussballer sein. Aber sie müssen mit Kindern gut umgehen können.» Auf gezieltes Training wird insbesondere in den A-Mannschaften Wert gelegt, um auch künftig Eigengewächse für das Fanionteam zu rekrutieren. Mehrere Spieler der Aktivteams sind im Trainerstaff integriert. Beispielsweise Nico Hodler, Mittelfeldregisseur, und Luca Häsler, Defensivstratege der 2.-Liga-Mannschaft, von deren taktischen und spielerischen Fähigkeiten die Junioren der Youth League Ca und Cb profitieren. Übrigens bringt das Absolvieren eines Junioren-Trainerlehrgangs auch einen gewissen finanziellen Reiz: Das Förderprogramm Jugend+Sport entschädigt diplomierte Juniorentrainer mit einem tollen Feriengeld pro Jahr.
Grosses Einzugsgebiet
Erfolg, so Brandenberger, sei planbar. Der Schlüssel: «Seriös und gut arbeiten.» Klingt einfach – warum haben dann nicht alle Teams gleichermassen Erfolg? «Beim FC Interlaken haben wir sicherlich ein überdurchschnittlich grosses Einzugsgebiet.» Dies beinhalte nicht nur das erweiterte Bödeli, sondern etwa auch die Lütschinentäler. Nachwuchssorgen in der Breite muss sich der FCI in naher Zukunft keine machen, im Gegenteil: «Auf die kommende Saison melden wir nochmals zwei zusätzliche Kinderfussball-Mannschaften an.»
Dennoch macht der FCI Werbung für fussballerischen Nachwuchs – insbesondere in der Frauenabteilung, wo es noch Luft nach oben gibt. Vorbild ist der FC Spiez, der aktuell eine 3.-Liga-Frauenmannschaft und fünf Juniorinnen-Teams stellt. «Bei den Frauen sind wir auf gutem Weg. Die Arbeit wird sich hoffentlich irgendwann auszahlen», so Brandenberger.
www.fcinterlaken.ch11. Juli 2024