Luca Vögeli (25) aus Wilderswil gewann in der Schwingsaison 2024 seine ersten vier Kränze und gehörte damit zu den Aufsteigern. Der gelernte Forstwart holte unter anderem den begehrten Brünigkranz. Im Interview blickt er auf seine Saison zurück.
Anzeiger Interlaken: Beginnen wir mit der Aktualität: Wie lief Ihnen das Jubiläumsschwingfest in Appenzell, das grosse Saison-Highlight? Luca Vögeli: Angefangen hatte es eigentlich gut. Ich reiste bereits am Samstag an, um die Arena zu besichtigen. Am Sonntag merkte ich beim Aufwärmen, dass etwas nicht stimmte. Meine Gelenke waren kalt. Nach zwei Minuten im Sägemehl mit meinem ersten Gegner bekam ich Kreislaufprobleme. Der Gang endete gestellt, kurz darauf musste ich bereits zum zweiten Gang. Ich wusste, dass ich schnell den Sieg suchen musste, um in dieser Verfassung eine Chance zu haben. So riskierte ich alles. Leider ging es nicht auf, und ich verpasste den Ausstich.
Das klingt nicht gut. Kennen Sie inzwischen die Ursache? Gemäss meinem Arzt war es eine Art Hyperventilation. Der Körper machte einfach nicht mit. Das kommt vor, die Saison war doch sehr anstrengend.
Blicken wir doch auf die Saison zurück. Ihrem ersten Kranz am Oberländischen Schwingfest in Brienz liessen Sie drei weitere Kränze folgen. Warum hat es ausgerechnet im Jahr 2024 so gut funktioniert? Schon letztes Jahr war ich nahe dran. Zweimal fehlte mir nur ein «Vierteli». Das Aufbautraining im Winter verlief sehr gut. An den Rangschwingfesten vor der Kranzsaison hatte ich gute Resultate, am Jahresschwingfest in Thun wurde ich Zweiter. Mit dem Kranzgewinn in Brienz hatte ich ein wichtiges Ziel erreicht, fortan konnte ich befreit aufschwingen und einfach den Sport geniessen.
Ihr Saisonhighlight dürfte der Brünigschwinget mit Gewinn eines Bergkranzes gewesen sein. Ganz klar, ja. Ich reiste dorthin mit der Einstellung, wenn möglich sechs Gänge zu schwingen und nicht vorher auszuscheiden. Im sechsten Gang mit Alex Schuler einen «Eidgenossen» zu bezwingen, war ein grosses Highlight. Am Bernisch-Kantonalen Schwingfest konnte ich diesen Erfolg bestätigen und meinen ersten Teilverbandskranz gewinnen.
Wie kamen Sie zum Schwingsport? Das liegt bei uns in der Familie. Mein Grossvater war Ringer und Nationalturner, mein Vater war ebenfalls Nationalturner und hat auch im Schwingen zwei Kränze geholt. Im Schwingklub Interlaken betreute er den Nachwuchs, so ging ich mal in ein Training mit. Bis dahin war ich Fussballtorhüter. Ich hätte in die Juniorenabteilung des FC Thun wechseln können, aber inzwischen sah ich meine Zukunft eher beim Schwingen. Aus Familientradition trage ich auch das weisse Turnerschwinger-Tenu anstelle des Sennenhemds.
Wann hat es Sie richtig gepackt? Ungefähr mit 13 Jahren. Während meines ersten Lehrjahres nahm ich am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag teil. Später kamen andere Interessen auf. Ich verlor ein wenig den Fokus auf den Schwingsport. Erst nach der Corona-Pandemie sagte ich mir: Entweder gibst du jetzt Vollgas, oder du hängst die Hosen an den Nagel. Ich entschied mich, nochmals alles zu geben.
Was sind Sie für ein Schwingertyp? Meine grösste Waffe ist der Kurz, aber ich schwinge auch in der Flanke – wenn mich die Gegner dort reinlassen. Viele wollen das vermeiden, weil ich hier meine zwei, drei «Lumpenschwüngli» habe. Ich kann mich gut in den Gegner versetzen und mich auch dem Stil meines Gegners anpassen.
Was sind Ihre Ziele? Eine schwierige Frage. Heutzutage trainiert jeder Schwinger hart. Ein Ziel wäre natürlich ein eidgenössischer Kranz. Aber dafür muss während zweier Tage alles passen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
www.schwingklub-interlaken.ch19. September 2024