Marco Kohler kann optimistisch in die Zukunft blicken. Nach seinem Kreuzbandriss, zugezogen in der Lauberhornabfahrt im Januar 2024, stand er im Sommer bereits wieder auf den Skis. (Bild: zvg)
Ski Alpin – Acht Monate nach seinem schweren Sturz in Wengen trainiert der Meiringer Marco Kohler wieder auf Schnee. Derzeit bereitet er sich mit dem Speed-Team in Chile auf die neue Saison vor.
Wohin hätte diese Reise wohl noch geführt? Marco Kohler, Startnummer 35, unterwegs mit der siebtschnellsten Zwischenzeit, auf dem Weg zu einem neuerlichen Top-Ergebnis auf höchster Stufe – und dies in seinem erst achten Weltcuprennen, angefeuert vom Heimpublikum in Wengen. Der Sprung in den Haneggschuss. Kohler gerät in Rücklage, kann die Landung gerade noch kontrollieren, den Sturz bei weit über 100 Stundenkilometern aber nicht verhindern.
Wieder Wengen. Schon 2020 war er hier gestürzt, im Ziel-S. Die Liste seiner Verletzungen von damals lässt sich als «Totalschaden» im linken Knie zusammenfassen. Diesmal, am 11. Januar 2024, traf es das rechte Knie. Riss im Innen- und Aussenmeniskus, Riss des vorderen Kreuzbandes, lautete die bittere Diagnose.
Die Saison war natürlich gelaufen, aber dass sich Marco Kohler zurückkämpfen will, stand schnell ausser Frage. Acht Monate sind seit dem Unfall vergangen. Inzwischen sind Trainings auf höchstem Level wieder möglich. Marco Kohler landete letzten Donnerstag mit dem Schweizer Speed-Team in Chile, wo sich die Mannschaft während knapp dreier Wochen auf die bevorstehende Saison vorbereitet.
«Inzwischen mache ich fast das gleiche Programm wie meine Kollegen», sagt Kohler. Einzig bei Sprüngen geht er noch nicht ans Limit. Im Alltag ist er praktisch beschwerdefrei. «Es fehlt mir noch ein wenig an Beweglichkeit», sagt der 27-Jährige. Defizite merkt er auch im Krafttraining. Die Koordination zwischen Kopf und Körper sei noch nicht ganz wiederhergestellt. Trotzdem stehen die Karten gut, dass Kohler im ersten Weltcup-Abfahrtsrennen vom 6. Dezember in Beaver Creek am Start steht.
Direkt nach der Operation im Januar ging Kohler sechs Wochen an Krücken. In dieser Zeit brauchte er ein wenig Distanz zum Skisport, machte Ferien an der Wärme. Im März folgte für den Sportsoldaten ein WK in Magglingen, wo er intensiv an seiner Reha arbeitete. Ab April verbrachte Kohler viele Stunden im S4-Sports in Wilderswil. Roli Fuchs, sein Konditionstrainer, leitete das Aufbautraining.
Bereits im Juli stand Kohler in Saas-Fee wieder auf den Ski. «Es ging schnell vorwärts», rekapituliert er. «Bei früheren Verletzungen musste ich länger nagen.» Jetzt gehe es darum, das volle Vertrauen wiederzufinden. Und wie ist das Gefühl auf dem Schnee? «Die ersten Trainingstage sind immer speziell», sagt Kohler, aber Angst, dass eine Verletzung wieder aufbreche, habe er nicht. Vielmehr eine riesige Vorfreude auf den Saisonstart von Anfang Dezember in Beaver Creek. «Eine wunderschöne Abfahrt. Leider musste das Rennen 2023 dort abgesagt werden.»
In fünf seiner sieben Weltcuprennen vor dem Sturz in Wengen war Marco Kohler in die Punkte gefahren, darunter zweimal unter die schnellsten 10. Doch es wäre der falsche Weg, sofort wieder Top-Resultate im Weltcup zu erwarten.
www.marcokohler.ch19. September 2024