Matthias Glarner (39) wurde 2016 in Estavayer-le-Lac Schwingerkönig. Mit dem Schwingsport ist der Meiringer immer noch stark verbunden. Inzwischen arbeitet er als Athletiktrainer in Wilderswil und ist OK-Präsident des ESAF 2028 in Thun Berner Oberland.
Anzeiger Interlaken: Wie sieht der berufliche Alltag eines Königs aus? Matthias Glarner: Mein Kerngeschäft ist Spirit4Sports Pro, die professionelle Arbeit mit Athleten. 30 Sportlerinnen und Sportler gehen hier ein und aus. Ein Mandat habe ich beim Eidgenössischen Schwingerverband und betreue die Athleten, welche die Spitzensport-RS und -WKs in Magglingen bei der Schweizer Armee absolvieren. Und ich bin OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2028 in Thun Berner Oberland.
Welche Möglichkeiten haben Sie, dem ESAF 2028 als OK-Präsident Ihren persönlichen Stempel aufzudrücken? Meine Vision ist, dass das Fest ein richtiges Oberländer Schwingfest wird: Von den Leuten von hier, für die Leute von hier – und für die ganze Schweiz. Mit lokalen Produkten und Spezialitäten, wie «Cheli» und «Chäsbrätel». Organisatorisch sind wir auf Kurs. Am 1. August haben wir die Geschäftsstelle eröffnet. Aktuelle Fragen drehen sich vor allem um die Infrastruktur auf dem Waffenplatz.
Wie kamen Sie zu diesem Amt? Das war so nicht geplant. Ich war Mitglied im Bewerbungs-OK, aus Überzeugung, dass für die erfolgreiche Durchführung eines solchen Fests das ganze Oberland mitmachen muss. Als OK-Präsident war Albert Rösti vorgesehen, der dann aber in den Bundesrat gewählt wurde. So rutschte ich nach. Die Gelegenheit, ein solches Fest zu organisieren, hat man wohl nur einmal im Leben.
Wie beurteilen Sie die Oberländer Schwingszene? Die Berner werden aktuell von zwei Ausnahmeathleten aus dem Mittelland dominiert, Fabian Staudenmann und Adrian Walther. Die bringen auch einen guten Drive in ihre Schwingklubs. Im Oberland haben wir gute Nachwuchsschwinger, und ich bin überzeugt, dass wir schon bald wieder Schwinger hervorbringen, die um einen Festsieg mitreden können. Entscheidend ist aber, ob ein Schwinger überhaupt den Preis zahlen will, um dorthin zu kommen. Dies ist sicher nicht einfacher geworden.
Mit Kilian von WIeissenfluh, Leandro Nägeli, den Thöni-Brüdern und Kevin Steudler stellt Ihre Heimat, das Haslital, gleich mehrere starke Kranzschwinger … Als ich damals mit dem Schwingsport anfing, waren wir vielleicht zehn Jungschwinger. Der Königstitel von Kilian Wenger 2010 hat die Schwingkeller gefüllt. Dass die Szene derart gewachsen ist, freut mich sehr. Mein Cousin Simon Anderegg und ich haben die Jungen immer unterstützt, ihre Trainings regelmässig besucht und unser Wissen transferiert. Wichtig ist, dass dieser Wissenstransfer nicht verloren geht. Sonst entsteht bald eine Lücke.
Vor acht Jahren wurden Sie König, vor fünf Jahren traten Sie zurück. Fehlt Ihnen der Sport? Nach 26 Jahren aktivem Schwingsport bin ich diesbezüglich mit mir im Reinen. Einige Partnerschaften, die im Zusammenhang mit dem Königstitel entstanden, laufen immer noch, aber es werden immer weniger – was auch gut ist so. Die Bühne soll den Jungen gehören.
Bei Spirit4Sports trainieren Sie Sportler aus allen möglichen Sportarten. Ist diese Vielseitigkeit für Sie herausfordernd? Grundsätzlich haben Roli Fuchs und ich uns aufgeteilt: Er betreut vor allem die «kalten» Sportarten wie Eishockey und Ski, ich bin vor allem für die Schwinger zuständig. Wichtig ist, verschiedene Sportarten zu verstehen und entsprechende Trainingspläne auszuarbeiten. Die Arbeit mit Motocrossfahrern und Seglern macht mir genauso Spass wie mit Schwingern.
Wie hat sich das Athletiktraining verändert, im Vergleich zu Ihrer Jugendzeit? Unser Anspruch als Athletiktrainer ist es, ständig besser zu werden. Ich habe alle meine Trainingspläne aufbewahrt. Der Vergleich zwischen Roli Fuchs’ erstem und letztem Trainingsplan für mich ist eindrücklich. Da liegen Welten dazwischen. Die Trainingskonzepte entwickeln sich ständig weiter. Wir müssen am Ball bleiben, um nachhaltig Erfolge zu generieren.
www.matthiasglarner.ch17. Oktober 2024