Bild: zvg

Interview mit Selina Jud

Selina Jud (22) spielte Fussball in der höchsten Schweizer Liga. Derzeit studiert sie Education an der Universität in Jefferson City, Tennessee, und spielt im dortigen Uni-Team. Die Wilderswilerin erzählt von ihren Erfahrungen im Land, in dem Frauenfussball mindestens so populär ist wie Männerfussball.

Anzeiger Interlaken: Wie wurden Sie zur Fussballerin? Selina Jud: Ich habe immer meinen älteren Brüdern nachgeeifert und stieg mit zehn Jahren beim FC Interlaken ein. Als ich es ins Beo-Ost-Selektionsteam schaffte, wurde der FC Thun auf mich aufmerksam. Damals war ich noch Torhüterin und spielte als einziges Mädchen mit den gleichaltrigen Jungs. Mit 15 Jahren wechselte ich zu YB. Zwei Jahre später startete ich ein Austauschjahr in den USA, das wurde damals vom Gymnasium Interlaken angeboten. Wegen Corona musste ich im März 2020 verfrüht in die Schweiz zurückkehren, spielte vorerst wieder bei YB, dann für den FC Thun, mit dem ich den Aufstieg in die höchste Schweizer Liga schaffte.

Inzwischen spielen Sie für die Carson-Newman Eagles in Jefferson City, Tennessee. Wie kam es dazu? Über eine Mitspielerin bei Thun erfuhr ich von der Möglichkeit der Colleges in den USA, wo man als Sportlerin studieren und gleichzeitig professionell Sport treiben kann. Ich erhielt viele Angebote, führte sicherlich 20 Telefonate mit Coaches und konnte letztlich auswählen, wo ich studieren möchte. So entschied ich mich für die Universität Carson-Newman.

Warum Jefferson City? Wären Orte wie New York oder San Francisco nicht reizvoller? Verschiedene Faktoren müssen stimmen. Ich wollte an eine Uni, die mich zur Lehrerin ausbildet. Gleichzeitig sollte das Fussballteam ein gewisses Niveau haben. Auch das passende Stipendium spielte eine Rolle. Mein Stipendium finanziert mir praktisch alle Auslagen, bis auf den Flug und die Hausmiete.

Leben Sie dort den «American Dream»? Ich bin sehr froh, in dieses Abenteuer gestartet zu sein. Mit meinen Kolleginnen und Kollegen verbringe ich viel Zeit und habe die Gegend inzwischen gut kennengelernt. Der Alltag an der Uni ist schon eine Art «American Dream»: Wir haben jeden Nachmittag ein Teamtraining und an drei Vormittagen ein Krafttraining. Die Schule muss sich dem Fussball anpassen, nicht umgekehrt. Unsere Kursmodule stellen wir selbständig zusammen. Ich geniesse jeden Moment in den USA, denn die Zeit wird irgendwann vorbei sein. In anderthalb Jahren habe ich meinen Bachelor.

Und danach? Zuerst einmal will ich mein Lehrerinnendiplom in der Schweiz anerkennen lassen. Ich habe den Vergleich zwischen den Schulen in der Schweiz und in den USA. Mir ist klar, dass ich lieber in der Schweiz unterrichten möchte. Ich werde sicher nicht aufhören, Fussball zu spielen. Am liebsten würde ich mich dem FC Thun anschliessen.

Fussballprofi in den USA – klingt das nicht verlockend? Doch, natürlich. Fussball ist hier eine sehr populäre Frauensportart. Aber in die Profiliga würde ich es kaum schaffen – und darunter gibt es praktisch nichts. Deshalb möchte ich lieber in der Schweiz einen Schritt machen.

Was machen Sie derzeit in der Schweiz? Wir haben Semesterferien, deshalb reiste ich zurück in die Heimat und wohne aktuell bei meinen Eltern in Wilderswil. Ich mache eine Stellvertretung an der Schule Lauterbrunnen. Dort habe ich bereits letztes Jahr gearbeitet und werde immer wieder freudig empfangen.

Wann geht es zurück in die Staaten? Ich fliege am 12. Januar. Einen Tag später startet der
Uni-Betrieb. Meine Fussballmeisterschaft ist schon fast vorbei; an den Unis ist Fussball eine Herbstsportart. Im Frühling stehen Kraft- und Ausdauertrainings als Vorbereitung auf die nächste Saison im Vordergrund.

www.cneagles.com
27. Dezember 2024

Der ANZEIGER INTERLAKEN kann auch Redaktion…

… davon profitieren nicht nur Vereine aller Art in unserer Rubrik «Aus den Vereinen», ­sondern auch Kulturschaffende und Sportbegeisterte aus dem Verteilgebiet unserer Zeitung.

Möchten auch Sie von unserem redaktionellen Angebot profitieren und Ihren Verein oder Kulturanlass ins beste Licht rücken?
Dann melden Sie sich bei uns unter Telefon 033 828 12 00 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Verlag Schlaefli & Maurer AG
Spielmatte 18
3800 Unterseen

Telefon 033 828 12 00
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Unsere Öffnungszeiten:
Montag – Freitag
08.00 – 12.00 und 13.30 – 17.00 Uhr