Sandra Heim (29) gehört zu den besten Eishockeytorhüterinnen im Land. Zurzeit spielt sie bei den ZSC Lions in der höchsten Schweizer Liga und feierte zuletzt zwei Meistertitel. Für den Altjahrs-Event spielte die Wilderswilerin wieder einmal im Eissportzentrum Jungfrau.
Anzeiger Interlaken: Am Altjahrsderby standen Sie für die SCUI-Legenden im Tor. Wie war es? Sandra Heim: Es hat Spass gemacht! Es ist über fünf Jahre her, seit ich letztmals in Matten gespielt habe. Damals bestritt ich eine Saison für den EHC Beatenberg. Jetzt mit Spielern auf dem Eis stehen zu dürfen, die ich früher als Fan anfeuerte, war natürlich cool.
Mit den ZSC Lions wurden Sie zweimal Schweizer Meisterin, hatten in einer Saison den besten Gegentorschnitt aller Torhüterinnen in der Liga. Wie beschreiben Sie Ihre Zeit in Zürich? Ich spiele seit 2022 beim ZSC und brauchte ein paar Monate, um mich ins Team einzufinden. Niveaumässig war der Wechsel nach Zürich ein Aufstieg. Mental musste ich einiges anpassen. Zuvor bei BOMO Thun stand ich quasi unter Dauerbeschuss. In Zürich gibt es weniger gegnerische Schüsse, aber man muss allzeit bereit sein.
Zurzeit läuft es dem Club nicht nach Wunsch, in der Tabelle liegt der ZSC lediglich auf Rang 6. Weshalb? Als Meisterinnen sind wir die Gejagten, gegen uns sind alle Teams besonders motiviert. Zudem hatten wir einige Abgänge und setzten vermehrt auf die Jungen. Aber es stimmt, bei uns ist derzeit ein wenig der Wurm drin. Die letzte Überzeugung fehlt noch. Ein guter Start ins Jahr 2025 ist wichtig, dann kann es noch zu einer guten Saison werden. Zudem ist Zürich ein richtiges Playoff-Team. Wir sind imstande, dann richtig aufzudrehen, wenn es am Wichtigsten ist.
Die Postfinance Woman’s League ist die höchste Frauenliga in der Schweiz. Hat sich die Liga in den letzten Jahren entwickelt? Ja, ganz klar. Die Teams sind näher zusammengerückt. Es gibt sechs Teams, die sich gegenseitig alle schlagen können. Das macht die Liga spannender. Auch die Infrastruktur und die Trainingsbedingungen werden immer besser.
Können Sie vom Sport leben? Nein. Davon sind wir in der Schweiz noch weit entfernt. Der Frauenfussball ist da wesentlich weiter. In Zürich erhalten wir alle einen Betrag, der aber unseren Aufwand niemals deckt.
Wie motiviert man sich dennoch, das grosse Trainingspensum auf sich zu nehmen? Mit Freude am Hockey, und mit einem guten Team-Spirit. Fünf- bis sechsmal pro Woche kommt unser Team für Trainings oder Matches zusammen. Da ist eine gute Stimmung wichtig.
In Ihrem sportlichen Lebenslauf stechen die vier Jahre von 2015 bis 2019 in Kanada hervor. Wie war diese Zeit? Hockeymässig intensiv. Ich spielte für das Uni-Team Grant McEwan und konnte dort einen grossen Schritt vorwärts machen. Imponiert hat mir, dass Frauen und Männer an Sport-Unis absolut gleichgestellt sind, was Betreuung, Infrastruktur und Trainingszeiten angeht. Ich wollte in Kanada aber nicht nur Hockey spielen, sondern mich auch weiterbilden. Ich studierte Wirtschaft und Controlling.
Ein Studium, das für Sie als Geschäftsführerin des Trainingszentrums Peak Athletics in Matten sicherlich hilfreich ist. Wie geht es dem jungen Unternehmen? Die ersten Jahre waren erfreulich. Ich arbeite hier jeweils Montag und Mittwoch tagsüber. Dienstag und Donnerstag beginne ich frühmorgens, weil am Nachmittag jeweils Trainings in Zürich anstehen. Die Arbeit macht sehr Spass und ich bin gespannt, wie wir uns weiterentwickeln.
Und welche sportlichen Ziele hat Sandra Heim? Kurzfristig möchte ich mit dem ZSC den Meistertitel holen. Wie es nächste Saison weitergeht, ist noch unklar. Natürlich muss für die Fortsetzung meiner Karriere die Gesundheit mitmachen. Letzten April hatte ich eine Hüftoperation. Grundsätzlich würde ich gerne noch ein bis zwei Jahre in der höchsten Liga etwas bewirken.
www.zsclions.ch09. Januar 2025